The Soft Machine "Legacy Live in Zaandam" (Moonjune Records, VÖ: 29.08.2005)

Soft Machine ist ein Klassiker der britischen Rockmusik. Die Band, in der viele bekannte Musiker gearbeitet haben und die über Jahre erheblich anspruchsvolle Alben veröffentlicht hat, erfand sich stets neu. 1968 war beim ersten Album noch Kevin Ayers dabei gewesen, Daevid Allen war Gründungsmitglied, bis 1972 ("Six") waren sie unangefochtene Jazzrock Pioniere, die in Jazz und Rock die Fans begeisterten. Die Gitarristen Allan Holdsworth und John Etheridge führten in den 70ern den Sound näher an den elektrischen Jazzrock. Die beiden letzten Alben "Alive & Well" (1978) und "Land Of Cockayne" (1981) waren nur noch handzahme und ausgeleierte Versuche, sich im modernen Popsound zu erhalten. Die Band, die personell stets Verluste fuhr, um neue, gute Musiker zu verbrauchen, zerfiel. Doch im Laufe der Jahre gab es die Band in verschiedenen Besetzungen immer wieder. 1981 und 1984 waren die ersten Schritte, 1999 spielten Dean, Hopper, Marshall und Tippett als Soft Ware zusammen, 2002 als Soft Works (Hopper, Dean, Holdsworth und Marshall), 2003 gab es die japanische Variante Soft Mountain (Hopper, Dean, Hoppy Kamiyama und Tatsuya Yoshida - Ruins).
2004 waren Elton Dean (sax, p), John Etheridge (g), Hugh Hopper (b) und John Marshall (dr) als The Soft Machine Legacy live unterwegs. Das Konzert am 10. Mai 2005 im De Kade in Zaandam, Holland wurde aufgezeichnet und jetzt als Limited Edition auf Moonjune veröffentlicht.
Die CD startet mit "Ash", in dem Saxophon und Gitarre erstaunliche Zu- und Gegenspiele aufnehmen und das improvisative Spiel magisch verzahnen. Mal geht die Band dann fast in die Stille, wenige Töne reichen, den Ausdruck zu erhalten. Und dann bricht die Band daraus hervor und arbeitet sich leidenschaftlich durch den Track. "1212" ist eine neue Komposition von Hugh Hopper. Anders als bei Soft Works, deren CD "Abracadabra" 2003 veröffentlicht wurde und wo Allan Holdsworth esoterische Zartheit illuminierte, lässt es John Etheridge heftiger angehen und scheut sich nicht, mit Elton Dean um die Wette zu krachen.
Das ist vor allem in "Baker's Street" gut zu hören, der 2003 als "Baker's Treat" zu hören war. Die Ballade hat eine ungemeine Energie, als käme sie direkt aus 1971. Das setzt sich in "Kings & Queens" fort. Das Stück klingt ungemein Canterburyesk, Soft Machine waren damals schon ein Aushängeschild der Canterbury Szene, das haben sie bis heute bewahrt. Die Eleganz der epischen Nummer, intensiv aus der Stille gekitzelt, ist stark. Dass die alten Herren noch in der Lage sind und die Lust dazu haben, das zu spielen. Ein Glücksfall!
Im Anschluss gibt es mit "Two Down" das einzige kurze Stück. Der vibrierende Track gibt John Marshall und John Etheridge improvisativen Raum, was die beiden erstaunlich hart nutzen. Das Stück geht im letzten Song der CD, "Big Creese", auf. Der elektrische Jazzrock rockt kraftvoll und gibt Saxophon und Gitarre wieder viel Spielraum. Hugh Hopper und John Marshall indessen entwerfen einen spannenden und virtuos arbeitenden Rockrhythmus. Tolle Scheibe!
Meines Erachtens ist John Etheridge die bessere Alternative, was Soft Machine betrifft. Er spielt kraftvoller und härter als Allan Holdsworth und hat nicht dieses Faible für esoterische Minimal-Sounds, sondern strebt mit seinem Spiel vitalen Rock an. Angenehm auch, dass gerade Elton Dean wieder vermehrt Interesse an Soft Machine zeigt, war er doch bereits 1972 ausgestiegen und durch Karl Jenkins ersetzt worden. Hugh Hopper, der gerade ein neues Album bei Cuneiform Records veröffentlicht hat (das die deutsche Vertriebsfirma hoffentlich bald einkauft…), ist stets ein treuer Jazzrocker geblieben und hat in allen Jahren nach Soft Machine etliche interessante Alben veröffentlicht, allein schon die drei Alben mit Isotope sind von großem Interesse (im letzten Jahr erschien eine CD mit tollen Live-Aufnahmen). Und John Marshall, Nachfolger von Robert Wyatt seit 1971, hat zwischen Free Jazz und Rock alles gespielt.
Sie sehen alt aus, doch auf der Bühne sind sie jung und frisch. 2005 mehr als zuvor. Ein Muss!

moonjunerecords.com
VM



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