Sinatras "Six - Sexy - Songs" (Eigenproduktion 2014)


Puh, nochmal Glück gehabt. Nichts gegen Frank, aber diesen Bandnamen assoziierte ich zunächst mit Schmonzes-Sleaze Metal der übelsten Sorte. Ich kann allerdings in jeglicher Hinsicht Entwarnung geben, denn "Six-Sexy-Songs" enpuppt sich als Scheiblette mit langer audiophiler Halbwertszeit. Moderner Metal mit Breaks und Tempowechseln satt ist zu hören - Musik, die auch Alt-Schülern (Nein, ich meine hier nicht die gerne dem Alt-Bier zusprechenden Bäuchlinge.) weder die Schames- noch die Zornes-Röte ins Gesicht treibt, sind doch reichlich Einflüsse aus Prog Metal, Death Metal und sogar aus Blues oder Rock'n'Roll auszumachen; die Chose klingt in etwa, wie wenn Dave Mustaine mal besonders schlechte Laune hat und sich so richtig auskotzt. Der Sänger hat sowohl den Gurgel-Meister als auch bellcantöses Getöse drauf und kann sogar richtig melodisch singen. Die Instrumentalarbeit aller Beteiligten ist als hervorragend zu bezeichnen, was für Metaller, die Wert auf ein gewisses Nie-wo legen, von großer Wichtigkeit ist. Bei der Band scheint es sich tatsächlich um Mitglieder einer großen Familie zu handeln, tragen doch alle Fünfe den Nachnamen Sinatra. Betrachtet man sich in diesem Zusammenhang das Cover, kann man zumindest vage Vermutungen über den Gelderwerb dieser ehrenwerten Familie anstehlen. "Wichtig ist doch, dass man Geld hat und nicht, woher es kommt, so lange es kommt," mag nun so mancher eine Stimme im Kopf vernehmen, was aber, wenn man auf ein reines Gewissen angewiesen ist, um ruhig schlafen zu können? "Mach dir keine Gedanken darüber, sondern rock einfach ab, was das Zeug hält und mach Party ohne Ende; der Rest kommt von allein," könnte eine solch internale Stimme daraufhin antworten. "Ach halt einfach die Klappe, du blöde Stimme und lass mich in Ruhe; ich kann selbst denken", entfährt es dem derart gepiesackten Zeitgenossen. "Jetzt mach mal halblang, du kleiner Scheißer", keift die innere Stimme zurück "du hast es doch sonst nicht mit dem Denken und überlässt es gerne mir, dich zu lenken. Also mach keinen Aufstand und geh wieder brav in den Zombie-Modus, damit ich dir meine Ma-Tricks, genau genommen ein X für ein U, vormachen kann." Wie dem auch sei, diese EP wird jedenfalls nicht nur stahlharten Zombies, sondern sämtlichen genreimmanent gutierenden Metal Connaisseuren ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, völlig egal, ob sie nun fähig bzw. willens sind, zu reflektieren.

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sinatras.bandcamp.com
Frank Bender



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