Simon Toldam Trio "Kip Op14" (Ilk Music, 29.09.2014)


Charmant & ernsthaft, scheinbar leichtgängig, dabei vital & energisch - das Simon Toldam Trio - Simon Toldam (p), Knut Finsrud (dr) und Nils Davidsen (b) - ist auf dem ersten von zwei Duo-Alben angekündigten Werk über 12 Songs und 44:17 Minuten rein akustisch unterwegs. ST3, wie sich das inspirierte Trio kurz nennt, spielte die Aufnahmen für beide Alben - "Kip Op15" ist für April 2015 angekündigt - an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Mai 2014 ein.
Alle 12 Songs sind songdienlich kurz - 'songdienlich' ist vielleicht der falsche Begriff. Hier geht nichts um 'Songs' im herkömmlichen Sinne, eher um echtmusikalische Skizzen. Im Booklet steht zu jedem Track ein Kurztext in dänischer Sprache, der ein wenig mehr die versponnene Schräglage des Trios offenbart und poetischer Nonsens mit Charme & Witz ist.
Das Trio arbeitet in allen Tracks gleichberechtigt. Gewiss ist Toldams Piano das führende Melodieinstrument, beide Begleiter indes sind weitaus mehr als reine Rhythmusbegleitung. In forschen wie nachdenklichen Kompositionen baut das Trio, jeder auf seine Weise, den abstrakten Rahmen und schmückt ihn gemeinsam lebhaft bunt aus.
"Step" stolpert ins Album, gibt den straff organisierten Takt vor, um alsbald in ein forsches, kinderliedartiges Motiv überzugehen, aus dem sich der moderne Ansatz entwickelt, den die Band expressiv und überaus überzeugend voranbringt. Der hier und da fast konventionelle Jazz treibt überwiegend avantgardistische Blüten und tendiert stark zu Neuer Musik, gerade wenn das hochmelodische Feld, das ST3 perfekt zu beackern wissen, zu Gunsten abstrakter Themen verlassen wird.
So ein Song wie "Se, en fugi kigger ned" in seiner swingbasierten Rhythmik und locker luftigen Melodiesprache ist sehr eingängig, das fröhliche Thema teilt sich mit einem nachdenklichen Motiv die 5 Minuten. Das Wechselspiel ist sehr ansprechend, doch die leichte Muse hat Seltenheitswert. Es dominieren abstrakt forsche oder neumusikalisch melancholische Themen, und hier schöpfen ST3 am tiefsten. Gerade die eigenwillig ungewöhnlichen Melodieführungen und strengen Themen verraten die Intuition des Trios, zeigen, wo sie suchen und sich zu entwickeln gedenken.
"Kig Op14" ist so spannend, dass die kaum atonale und in keinem Fall schrille Musik mehrfach am Stück gehört werden kann. Und die düster abstrakt neumusikalischen Tracks sind dabei die faszinierendsten.
Zuletzt indes endet "Kig Op14" mit einem hübsch kinderliedartigen Motiv und entführt wiederum in die Leichtigkeit (auf sehr hohem Niveau). "Flying V over Appenæs" kann locker mitgepfiffen werden, ohne im Ansatz blöd oder stumpf zu sein.
Ein echter Jazzhit, der im Ohr bleibt.
Wie die gesamte Platte.

simontoldam.com
ilkmusic.com
VM




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