Technik



Signature

Signature, also Unterschrift, eine Absegnung eines Schriftstückes, Produktes usw. In der Musikindustrie steht dieses Wort für ein exklusives Stück Equipment, mit dem man einem mehr oder weniger bekannten Künstler huldigt. Für uns, unknown band of musicians, ist das zumeist der Beginn eines fürchterlichen Trugschlusses, denn für teuer Geld geben wir uns dem Irrtum hin, genauso cool zu klingen, auszusehen und spielen zu können, wie der von uns favorisierte Künstler. Das größte Problem ist ihr Publikum, denn dieses erwartet beim Anblick ihres Schatzes wahre Virtuosität. Und wehe, da kommt nix! Aber versuchen wir dieses Mysterium mal zu enträtseln!
Als Hilfsmittel dient mir hier der Bleistifttext! Ein Schüft, wer Böses dabei denkt!
Natürlich ist mir der gleichnamige Busentext durchaus geläufig, hat aber mit dieser Abhandlung so überhaupt gar nichts gemein!
Wir gehen davon aus, dass Leonardo da Vinci einen ganz bestimmten Bleistift verwendet, um seine phantastischen Werke anzufertigen. Die Manufaktur, die diesen Bleistift herstellt, fragt nun Herrn da Vinci, ob er ihnen einen Stift nach seinen Vorstellungen designt! Natürlich freut sich Big Leo über die ihm zuteil gewordene Ehre und begibt sich sofort ans Werk.
Der von ihm entworfene Bleistift wird in der Fachpresse natürlich gelobt und findet reißenden Absatz! Was aber, lieber Leser, bekommen wir für unser Geld? Leonardos Ideen? Seine Genialität? Müssten wir dann nicht genauso in der Lage sein, die Weltgeschichte entscheidend zu prägen?
Kurz darüber nachdenken……….., nö!!!
Was wir erhalten, ist erstmal ein Statussymbol und eine Idee, eine Vorstellung davon, was Leonardo bevorzugt und womit er sich wohl fühlt.
Das kann man jetzt 1:1 auf aktuelle Signature-Instrumente übertragen!
Die so genannten Künstler, die momentan angesagt sind, werden von der Industrie hofiert und bekommen je nach verkaufsförderndem Bekanntheitsgrad einen Endorsement- und Signaturedeal. In beiden Fällen erzählt der Künstler, wie toll dieses Produkt ist und hält es werbewirksam in jede Linse. Dieser Weg hat mit künstlerischer Qualität übrigens überhaupt nichts zu tun. Frank Zappa, Warren Haynes, Warren Cuccurullo, Martin Barre u. a., begnadete Instrumentalisten sicherlich, aber nur Insidern bekannt! Deswegen keine Signaturemodelle der just genannten.
Die Funktionsweise ist wie folgt:
Meine Band und ich (Weirdo Naffn, am 5. August 2005 auf der Zappanale zu genießen!!! L.L.) sind, nur so als Beispiel, total hip und angesagt. Sarah Kuttner, Gottschalk, Rock am Ring, überall sind wir präsent. Plattenverkäufe, dass dem Bohlen schwindelig wird, also das volle Programm, inklusive Jamba Klingelton. Immer spiel ich die Gitarre einer bestimmten Firma und diese Gitarre tu ich supitoll beherrschen. Natürlich wird besagte Firma auf mich aufmerksam und setzt sich mit meinem Management in Verbindung. Sondierung, Einladung, beschnuppern folgen. Der Idealfall tritt ein, mir wird ein Signaturevertrag angeboten.
So, was möchte der Herr Rockstar denn haben?

Tja, was möchte ich denn gerne so haben?
22 Bünde, Rosewoodhals, Mahagonibody, Singlecutawaydesign, Ahorndecke, Wilkinson Tremolo, Sperzelmechaniken, Gibson Burstbucker PU mit Kuppe am Hals, Seymour Duncan Zebra Jeff Beck am Steg, Messingsattel, 3way toggleswitch 1 Volume und 1 Tone, Honeyburstlackierung, fettich! Bekomm ich natürlich auch!
Handgearbeitet! Und überall erzähl ich dann, dass ich ohne diese Klampfe nicht mehr leben kann usw… Für 2000 € kann man das Prachtstück dann kaufen, ich bekomm die natürlich für lau und noch Geld obendrein. Um das untere Preissegment abzudecken, wird außerdem eine Billigvariante in Korea gebaut. Hach… schöne Fiktion!
Aber so funktioniert es! Bei Leuten wie Steve Vai, Zakk Wylde, Eddie van Halen und dem leider verstorbenen Dimebag Darell kann man davon ausgehen, dass das erworbene Instrument wirklich ihren Ansprüchen genügt.
Aber ob unsereins damit klarkommt, ist eine gänzlich andere Sache.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag Signature-Instrumente! Sie basieren meistens auf Erfahrung und Wünschen von hart arbeitenden Musikern, die ein anständiges Werkzeug benötigen. Außerdem haben sie das Glück, dass ihnen diese Wünsche erfüllt werden. Lustig auf jeden Fall sind aber die Paradoxen in diesem Metier. Dickey Betts z.B., der Ex-Gitarrist der Allman Brothers Band, musste sich sein Signature-Instrument von Gibson regelrecht erkämpfen!
Dickey ist auf immer mit seiner 56er Les Paul Gold Top verbunden und wollte von Gibson natürlich auch mal ein Signature-Instrument! Gibson wiederum verneinte und Dickey spielte daraufhin trotzig schmollend eine PRS McCarty. Ein paar Jahre später besann man sich bei Gibson und spendierte Dickey das von ihm geforderte Objekt seiner Begierde.
Andere wiederum können sich vor Angeboten gar nicht retten und so kann es schon mal sein, dass ein und derselbe Mann für bis zu 8 verschiedene Produkte sein Konterfei hergibt. Jetzt nicht Gitarre, Effektgerät, Plektren, Verstärker,… nö nö nö! 8 verschiedene Gitarren von 8 verschiedenen Herstellern! Soviel zum Thema Glaubwürdigkeit!
Auf der anderen Seite scheint Steve Vai auf ewig mit seiner Ibanez Jem verbunden zu sein. Allein, die Geschichte dahinter klingt wie ein Märchen! Wollen sie es genau wissen?
Ja, also:
1986-87 war Steve die coolste Sau und bearbeitete seine Charvel/Jackson Gitarren höchstselbst, um sie seinen außerordentlichen Fähigkeiten anzupassen. Die Quintessenz seines Treibens war die Charvel Green Meanie! Nun war Steve zu der Zeit mit David Lee Roth auf Tour und wünschte sich adäquate Ersatzgitarren mit noch ein paar Extras. Nur keiner konnte und wollte sie ihm bauen! 24 Bünde, Stratmensur, Humbucker an Steg und Hals, tiefer gelegte Floyd Rose schien vielen zu utopisch! Ibanez erfuhr davon und köderte Steve mit seinem Geschenk. Eine Maxxas mit Snakeskinlackierung. Die Verwunderung der Ibanez-Leute war groß, als Mr. Vai die Gitarre komplett auseinander nahm, um sich von den handwerklichen Fähigkeiten zu überzeugen. Ibanez triumphierte und gemeinsam entwarf man die Jem und RC Serie, die auch heute noch den Standard für moderne Gitarren setzt. Seinen Namen allerdings wollte Steve dafür nicht hergeben. "Wer kauft schon eine Gitarre mit meinem Namen drauf?", sondern ehrte seinen Gitarrenbauer Joe Dispagni, dessen Instrumentenlinie "Jem" hieß!
Apropos Namen!
Die Signature Les Pauls von Gibson sind auch ein Paradoxon. Denn die ursprüngliche Gibson Les Paul ist schon ein Signature-Instrument für Lester William Polfus alias Les Paul!
Das persönlichste Signature-Instrument wiederum hat Warren Cuccurullo (grumpfdrrrrzt! L.L.), der schlicht und ergreifend seinen Penis für eine Dildoreihe zur Verfügung stellte!
Ein Test dieses Gerätes ist übrigens im Arf Dossier Nr. 40 zu finden.
Wie man es auch dreht und wendet, letztendlich muss jeder Interessent selbst entscheiden, ob preiswerte Stangenware oder teuer Unterschriftenmodell. Die große Alternative ist sowieso Billigmodell kaufen und dann nach eigenen Wünschen gestalten.
Die Krönung des Signature-Geschehens sind aber die Käufer, die folgende Fragen in Fachzeitschriften stellen: "Ich besitze eine Paul Reed Smith Santana-Gitarre und einen Mesa Boogie Mark 1 Combo! Kann ich jetzt so klingen wir Carlos?"
Was will diese Person mit dieser Frage bewirken?
Darauf kann es nur eine Antwort geben: Nein!!!!
1. Der Fragensteller ist nicht Carlos!
2. Es gehört mehr dazu, als nur Equipment.
Man braucht schon das ganze Paket, die Plekhaltung, Saitenanschlag, Fingerfertigkeit usw. Man hat zwar eine Grundlage und weiß, was Herr Santana braucht, aber der Rest ist nicht käuflich, sondern bestenfalls erlernbar. Übrigens berichten die meisten Saitenstarrowdies, dass die ganz Großen, also Santana, Clapton, Vai, Morse usw., egal auf welchem Equipment, "ihren Ton" haben. Ihre Signature-Instrumente sind nur das, worauf sie sich rundum wohl fühlen!
Und, um auf die Frage nach dem Ton zurückzukommen, nur weil ich mir im Eros-Shop eine Silvia Saint Funz und einen Rocco Siegfredi Schwanz hole, kann ich noch lange keinen superheißen Porno drehen!! Einen äußerst vergnüglichen Nachmittag allerdings, den hätte ich!

PS: Silvias Genitalbereich und Roccos Peitsche gibt es übrigens wirklich käuflich zu erwerben. Silikon ist schon 'ne tolle Sache, wenn man Barbi und Ken spielen will! Eine kontroverse Triebfixierung vorausgesetzt.

Auszug aus "Weiße Tonabnehmer klingen Scheiße!" von M. Krampe. Eine Aufarbeitung urbaner Mythen in der Rockmusik!

Michael KrAMPe
L.L.




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