Signal to Noise Ratio "stan nieustalony" (Mals 2008)

Das polnische Trio Marysia Bialota (key), Przemek Pilacinski (g, prog, voc) und Izaak Wasaznik (dr, voc) hat ein sehr ungewöhnliches Debütalbum eingespielt. In acht teilweise überlangen Tracks zeigt die anarchisch-experimentelle Musik einen stilistischen Mix aus Krautrock beeinflusstem Psychedelic Rock und heftigem Progressive Rock etwa im Geist alter King Crimson. Die überwiegend instrumentalen Songs sind mal abgefahren schräg, mal nonchalant verspielt, dann verträumt und versponnen, schließlich verwirrend unstrukturiert, plötzlich fast elektronisch, dann wieder dramatisch und ungezügelt wild.
Während die elektrische Gitarre in den ausgedehnten instrumentalen Etappen dafür sorgt, dass die kompositorische Struktur einigermaßen erhalten bleibt, dämmert das Schlagzeug wie in Trance vor sich hin. Die Keyboards schwirren als Landwolken über die Songtapete, ganz fern aller konzentrierten konkreten Struktur, nur Farbe und Bewegung in die Tracks bringend. Einflüsse nennt die Band mit den jeweils alten Phasen von Amon Düül II, King Crimson, Jethro Tull und Pink Floyd. Avantgardistische und atonale Sounds sind in den Songs zu finden, aber auch poppige und psychedelische Lockerungsübungen. Die Band spielt schräge und nervöse, ebenso träumerische und sanft-liebliche Kompositionen. Vor allem die Keyboardarbeit ist disharmonisch geprägt, in langen instrumentalen Episoden jedoch spielt Marysia spacerocktypische Flittersounds, die über ausgedehnten symphonischen Klangflächen stehen. Einige Gäste waren an der Einspielung der Stücke dabei, Oboe, Cello, Viola, Flöte und Bassgitarre kommen zu Gehör, ohne jedoch die Klangbreite noch intensiver oder extravaganter zu machen. Die Kompositionen allein sind reichlich abgefahren. Nicht alle Ideen scheinen ausgereift, manche Passage wirkt seltsam leblos und trüb. Der Gitarrist verliert sich dann im Spiel auf einer hohen Saite, der Schlagzeuger lässt den Rhythmus sein und spielt mittelalterlich wirkende Perkussion, die Keysounds gehen in zerfaserten Motiven auf. Als fehle der innere Faden, die ursprüngliche Idee, der Antrieb, das Feuer. Seltsam.
Um an die überwältigende Kraft und Dynamik der Musik ihrer Vorbilder anschließen zu können, braucht das Trio noch einige Inspiration. "stan nieustalony" ist der erste Schritt in ein schweres, aber sehr interessantes Erbe.

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