Siddhartha "Weltschmerz" (Eigenproduktion 1975, Garden of Delights 1996)

Aus den Anfangstagen des Reissue-Labels Garden of Delights stammt das eigenwillige und kaum näher vergleichbare Album der Korntaler Siddhartha. Die Band wurde 1973 gegründet, 1975 erblickte ihr einziges Album "Weltschmerz" in der Auflage von 400 Stück das Licht der Welt, damit Promotion für Konzerte zu machen. Siddhartha spielten weitere eigene Kompositionen, von denen jedoch keine klangtechnisch wertvollen Aufnahmen erhalten blieben, so dass das 1996er CD-Reissue ganz ohne Bonus angeboten wird.
Schon 1977 löste sich Siddhartha auf, einige ehemalige Mitglieder der Band blieben als Musiker, Komponist oder Produzent in der Musik aktiv. Die CD-Produktion bietet noch nicht die umfangreichen Informationen, für die aktuelle Garden of Delights Produkte bekannt sind, jedoch ist die Geschichte der Band kurz zusammengefasst in deutscher und englischer Sprache im Booklet nachzulesen, Fotos der Band und ihrer cool langhaarigen Jünglinge sind abgebildet.
5 lange Tracks sind auf CD wie LP zu hören. Die Songs sind ansprechend komponiert, haben erstaunlich komplexe und ausgiebig lange Instrumentalparts, in denen so manche gute Idee vital und nachvollziehbar ausgeführt wurde. Die handwerkliche Qualität ist gut, die Einspielung lässt keine größeren Macken erkennen. Zwar waren die Jungs gewiss nicht die virtuosesten Musiker, alle Songs sind jedoch dynamisch und lebhaft zu hören und die freakigen, komplexen und abgefahren eigenwillig verblüffenden Ideen sind ansprechend. Ein paar ‚besondere' Instrumente kommen zum Einsatz: Geige, Flöte und - Tuba. Jeweils gut gespielt und den Songs Kanten und Ecken gebend. Manche Breaks in den Songs wirken heute etwas dated, ein paar abgelauschte Dynamisierungen und Überleitungen haben etwas pausbackig Altmodisches, wie überhaupt der Stil der Band nicht unbedingt nur veredelt gereift und gealtert ist, sondern in manchen Parts überambitioniert und verkopft wirkt. Macht aber alles nix, die Platte macht Laune, die Orgel quietscht, die Gast-Chanteuse jubiliert wie im Kirchenchor, der Melodie spielende Bass und die vertrackte Rhythmuslandschaft - alles zusammen in seiner Vielseitigkeit und Themenvielfalt wohl unterhaltend. Besonders revolutionär wirkt die Band und ihr Anliegen nicht, aber immerhin, soviel Idee und Komplexität sind auf Alben ‚kleiner' Bands nicht oft zu finden.
Eindeutig: "Weltschmerz" ist ein Album für Liebhaber des krautigen Old School Progressive Rock.

diregarden.com
VM



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