SBB "SBB" (Metal Mind Productions, 02.04.2012)

SBB sind zum Kern zusammen geschmolzen. Józef Skrzek (keys, b) und Apostolis "Lakis" Anthimos (g, dr) sind jetzt noch übrig. Ihren ungarischen Trommler haben sie entlassen, Lakis, selbst Schlagzeuger, hat diesen Part übernommen. Chefkomponist Józef Skzek meint über das neue Album: "a new sound - fresh, mature yet spontaneous and full of youthful energy". Die Songs sind dynamisch und vital, wirken indes nicht jugendlich, sondern nachdenklich und melancholisch, mit nostalgischem Blick zurück auf die wilden Jahre, in denen SBB für manch irrsinnig radikale und avantgardistische Expression sorgte. Die Rocker, Bluesmusiker, Symphoniker, Fusionisten haben zum Innersten gefunden, ihr neues Material ist ungemein persönlich und hat energische Intensität, die mit den Orgien der frühen Jahre kaum zu vergleichen ist, eher von Altersweisheit geprägt ist, die sich nicht auf das Altenteil zurückziehen will und mit Leidenschaft und Idee dagegen ankämpft.
Überwiegend episch und nachdenklich, wissen JS und Lakis natürlich, wie Energie zu entfalten ist. Da entfalten sich manch düstere Themen, die ob ihrer knackigen Intonation für erstaunlich viel Hörfreude sorgen. Lakis spielt komplexen Groove energisch und laut, das Schlagzeug ist schön nach vorn gemischt worden, bestimmt wie die Keyboards das Geschehen an vorderster Front. Der Klang der Aufnahmen ist vom allerfeinsten. So klar und sauber ist der Ton, dass jedes noch so vielschichtige Arrangement gut nachvollziehbar ist. Die Tiefen haben Volumen, die Höhen enorme Ausprägung, der warme Mittelton ist bewegt und einladend.
Józef Skzek singt über etliche Songs lautmalerisch oder Lyrics, die ich nicht verstehe, eher ersteres. Dazu pulsiert das instrumentale Geschehen intensiv, ohne aufregend oder radikal zu sein. Die laszive Melancholie hat Fieber und Hingabe und wirkt nicht fad. Das kann als Filmmusik funktionieren, Konzertabende eindrücklich machen und gleichfalls aus Freakboxen pulsieren wie ins Wohnzimmer streicheln. SBB haben Stil, und in ihrer Erfahrung und schier endlosen Erprobung sind die beiden Mitglieder im musikalischen Geiste verschmolzen, gehen intuitiv aufeinander ein, manche der bis auf den lautmalerischen Gesang rein instrumentalen Songs wirken improvisativ, entstanden aus gemeinsamen Jams, wo Ideen gesammelt und konzentriert ausgearbeitet wurden.
Die Fotosession im Booklet, das Design machen es deutlich. Die beiden alten Helden sind noch immer da, und solange sie es können, werden sie immer da sein und nicht aufhören, neue Musik zu erschaffen. Wenn sie heute auch gewiss nicht mehr den Ton angeben im Fusion/Jazzrock und Symphonic-Rock, so gehören sie doch noch und wieder und immer dazu als zeitlose, stur fleißige Arbeiter mit stetig neuer Idee.

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