Satellite "Nostalgia" (Metal Mind Records, VÖ: 23.02.2009)

Für die Keyboardsounds, die den ersten Song "every desert get it's ocean" eröffnen, bin ich eindeutig zu alt. Die verhallten Töne klingen, als hätte sie ein DJ zur Freude der Tanzmeute vor seinen Lautsprechern gebastelt. Und wo DJs sind, bin ich nicht. Deren Job ist mir ein Graus, ein übler. Never!
Aber dann fangen sie sich und spielen epischen Symphonic Prog von der Bombastsorte mit Tonnen Keyboardsounds, die drei Mal so dick und schwer sind, wie die Klänge, die von der elektrischen Gitarre kommen. Der Bass verfettet die bombastische Schlagzeugarbeit.
Satellite sind laut, grell, drängend, düster, die ganze Aufmerksamkeit greifend. Sie kommen nicht leise und esoterisch, sondern kraftvoll, energisch und Besitz ergreifend. Wer der Band gern zuhört, wird "Nostalgia" einmal mehr entzückt lauschen und die mächtige Dröhnung wie einen Rausch über sich ergehen lassen. Wer die polnischen Symphonic Rocker nicht kennt, sollte die Songs vor großen, riesigen Lautsprechern testen. Der Schwindelanfall ist gewiss!
Im Laufe des Albums wechseln die Farben. Dunkle Balladen auf poppigen Spuren durchziehen mit einlullender Strenge weite Minuten. Druckvolle Härte wächst aus melancholischer Tiefe. Überhaupt die Melancholie: Satellite nicht allein, die ganze polnische Szene zeigt sich besonders begabt, die Sanftheit und Kuscheligkeit der dunklen Töne exzellent und emotional tief ausgewogen zu intonieren. Zwar ist das Spiel der Band vielmals kraftvoll und verwegen, laut und überaus und extra bombastisch, immer jedoch kunstvoll, die Stimmung der jeweiligen Themen ausnehmend gut gelungen.
Robert Amirian erweist sich nicht erst hier als außergewöhnlicher Progressive Rock Sänger mit Charakter, Stimme, Schule und Lungenvolumen. Seine Begleiter Sarhan Kubeisi (g), Jarek Michalski (b) und Wojtek Szadkowski (keys, acc-g, dr) und die beiden Gastkeyboarder Krzysiek Palczewski und Amarok stehen ihm qualitativ in nichts nach, sind lustvolle Klangentdecker und virtuose Solisten. Allesamt mit dem Hang zum fetten Breitbandbombast. Allen Neoprog-Fans sei die Dröhnung, die von "Nostalgia" ausgeht, ans Herz gelegt. Zwar sind die ersten Keyboardsounds, mit Verlaub, eklig, aber dann wird es gut und bleibt es trotz gelegentlicher Nutzung elektronischer Sounds, die in der populären Tanzmusik gern zur Verbreitung kommen, eigentlich bis zum delikaten Schwerenöter-Ende.

myspace.com/satellitepoland
metalmind.com.pl
VM



Zurück