Santo Subito "Xavier" (Accretions 2006)

Freie Avantgarde kennt keine Grenzen. Accretions Records hat etliche feine und witzige, bisweilen auch extrem anstrengende Musik auf CD veröffentlicht, von studierten und inspirierten Musikern eingespielt oder zusammengestellt. Das Duo Milton Cross (vi, p, electr) und Steven Dye (b-cl, flubaphonics) hat unter dem Namen Santo Subito die 7 teilweise sehr langen Tracks im April 2005 aufgezeichnet. "Xavier" tendiert in Richtung extrem anstrengend und wird Schiffseigner und Seefahrer erfreuen, deren Gemüt über die Dauer der Zeit Freude an ausdauernden, dröhnenden Schiffshupen entwickelt hat.
Während das Duo im ersten Track "Portrait" noch ansatzweise harmonisch agiert und eine schöngeistige industrielle Stimmung schafft, ist das groteske Monster "Whole Trees in Motion", über 18 Minuten lang, nur noch ein einziger gewaltiger Wall Of Sound. So groß wie Schiffsriesen im Hafen, so dramatisch wuchtig der Klang des eindimensionalen Stückes. Es scheint, als würden Violine und Bassklarinette an der Außenhaut eines solchen Schiffes herum klettern, so zuckeln und wispern die Instrumente eigenartig konfuse Melodiestrukturen zusammen, während das (oder die) Flubaphonics den stehenden, lauten, dröhnenden Ton erzeugt(en), der wenig variabel etliche Zeit nur auf der Stelle steht und die Qualität von Folter hat. Ab der 11. bis zur 14. Minute reizt dieser Ton alles aus, ich verfluche die Erfindung des Gehörs. Des Gehörs? Nein, des (oder der) Flubaphonics. In den kürzeren Stücken spielt das Duo einige ganz anmutige minimalistische Motive; nervöse, verwirrte Songs, anlehnungsbedürftig und forsch - bis das Drama erneut seinen Ausgang nimmt. Aber die langen Tracks, davon gibt es gleich 3, sind eine Huldigung an die Erfindung des Instrumentes, das Schiffshupen nachzumachen exzellent in der Lage ist. Da zieht man gern ins Gebirge.

miltoncross.com
dyemark.net
accretions.com
VM



Zurück