Salim Ghazi Saeedi "Iconophobic" (Eigenproduktion 2010)

Der 1981 im iranischen Teheran geborene Salim Ghazi Saeedi legt mit "Iconophobic" sein in 5 Jahren bereits viertes Album vor, die ersten drei, 2006 bis 2008 veröffentlicht, spielte er mit seiner Band Arashk, deren Songs er überwiegend komponierte, ein. "Iconophobic" enthält auf der einen Seite typische progressive Motive und Klangmuster, auf der anderen Seite sind folkloristische Typica zu hören, wie sie ihm ins Blut und die Sozialisation gegeben sind, alsdann elektronische Sounds, die im (programmierten) Rhythmus und in der Klangtapete der Songs zu finden, die das Schmiermitteln sind, die Kupplung, die asiatisch-iranische Folkloremuster mit westlicher Rockmusik vereint. Salim ist ein geübter Gitarrist mit einiger ausgefallener Handfertigkeit, der sein Instrument eindrucksvoll zu spielen weiß und dabei eine interessante Prägung hat. Seine Kompositionen beweisen Kenntnis orientalischer wie populärer Musik. Obwohl alle Songs eher wie Produktionsmuster wirken, die ein Vertreter einem Verkäufer vorlegt, um zu beweisen, wie gut seine Werkstatt diesen Werkstoff anzufertigen in der Lage ist, sind es doch die fertigen Songs, deren instrumentaler Aufbau in ihrer Verspieltheit unfertig und wie ein Traumbild wirkt. Beeindruckend, wie der sich alle musikalische Kunst im Selbststudium beibringende Salim Komposition und Arrangement flicht und Songs bastelt.
"Iconophobic" ist ein Konzeptalbum ohne Text, unter den 13 Songs sind Gedanken eingebracht, die einmal die düsteren Noten, die hier und da fast Univers Zero-typisch sein können, das aber nur fragmentarisch, ein anderes Mal philosophische Motive und Hoffnungen bezeichnen. Sämtliche Arbeiten am Album hat Salim selbständig getan, ohne Unterstützung von außen, in seinem eigenen Studio. Im Iran gibt es praktisch keine Erwähnung von Rockmusik, welcher Art auch immer, was es Salim wie Arashk nicht leicht machen, sich zu entwickeln, zudem wird alle Rockmusik politisch unterdrückt und verfolgt. Und doch gibt es diese CDs, die bei CD-Baby erhältlich sind und einen überraschenden Eindruck davon vermitteln, wie es unter schlimmen politischen und sozialen Zuständen möglich ist, eigene musikalische Entwicklung zu beschreiten, die fern von Staatsvorschriften ist und gefährlich für den Musiker. Doch nicht nur unter diesem Gesichtspunkt ist "Iconophobic", dieses merkwürdige düstere lethargische Album symphonisch progressiver, jazziger wie elektronischer Musik zu empfehlen.

salimworld.com
VM



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