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Richard Campbell's Orpheus – A Rock Opera (Eigenproduktion 2010)
Richard Campbell's Frankenstein (Eigenproduktion 2012)


Dass es „Orpheus“ (noch) nicht als CD-Pressung gibt, ist eine echte Schande und zwar für die einschlägigen Labels; dieses Debüt-Werk Richard Campbells ist unter den Heavy Metal-Opern, bei denen wie in anderen Bereichen des Musikgeschäfts häufig allenfalls Mittelmaß regiert, ein echtes Hochlicht! Richard komponierte die Musik, arrangierte das Ganze und spielte darüber hinaus noch äußerst kompetent sämtliche Instrumente ein. James Grainger schrieb das Libretto und die Gesangsrollen wurden von folgenden Sängern sehr kompetent in Szene gesetzt: Tom Boon (Orpheus), Heather Loxston (Eurydice), Laura Boon (The Thracian Maidens), Lefteris Ioannidis (The Lonely Shepherd), James Eaton (Pluto) und Alex Broad führt als The Narrator durch das Prog-ramm. Der einleitende A-Capella-Chorgesang ist wunderschön und erinnert an den Übertrack der Band Symphony X, „The Divine Wings of Tragedy“. Überhaupt ist die Musik gar nicht so weit entfernt von der eben genannten Band angesiedelt. Erfreulicherweise mal wieder ein Prog-jekt im Metal-Opera-Sektor, das nicht nach den Über-Tieffliegern Dream Theater schielt, sondern sich klar seiner eigenen Stärken bewusst ist. Die Gitarrenarbeit erinnert mich wieder und wieder an Sieges Even zu „A Sense Of Change“-Zeiten, einfach herrlich; die Bassarbeit könnte glatt von Dave LaRue stammen. Richard spielt so gut Schlagzeug – ich glaube in der Tat, dies ein wenig beurteilen zu können – dass ein Mike zum Port-wein wird, da letzterer zu seinen Zeiten bei den Traumtänzern niemals solch geschmackvolle Grooves ablieferte, ging es ihm doch zumeist um narzisstisch angehauchte Selbstbeweihräucherung. Richard ist eben ein absoluter Tausendsassa in allen Gassen; er hat es einfach drauf, aber er stellt sein immenses Können stets in den Dienst der Sache. Die Musik ist der King und eben nicht Mr. Campbell himself. Der Gesang hebt sich sehr positiv von Träller-Chanteusen und Brummel-Barden anderer Metal-Opern ab, selbst wenn sie teilweise bekannte Namen besitzen. Das Gesangs-Ensemble transportiert die verschiedenen Stimmungen der Handlung in transparenter Weise in die Ohren der geneigten Hörerschaft. Alerdings sollte man sich etwas mit dem Werk, das dann garantiert bei jedem Hördurchgang wächst, beschäftigen; es handelt sich hier defnitiv nicht um aurales Fast Food. Dat Dingen gehört auf ordentliche CDs gepresst und zwar schleunigst. Richards Zweitwerk „Frankenstein“, für welches er selbst zusammen mit Carol Pestridge die Texte verfasste, ist nach den gleichen Prinzipien aufgebaut wie sein Vorgänger, stellt aber eine leichte Steigerung im Vergleich zu „Orpheus“ dar und qualifiziert sich meines Erachtens damit für den Rock-Olymp, denn die Kompositionen sind teilweise noch ausgeklügelter; die Gesangsparts teilen sich hier Tom Boon (Walton), Tamas Csemez (Frankenstein), James Eaton (The Creature) und Alexandra Martin (Elizabeth) und liefern allesamt amtliche Vorstellungen ab. Musikalisch wird durchweg Hochklassiges aufgetischt; komplex arrangiert, aber mit starken Hooklines ausgestattet und gemäß der Handlung viele verschiedene Stimmungen beinhaltend. Es gibt fröhliche Momente, aggressive Passagen, melancholische Stellen und besinnliche Teile; getragen von der Musik kann man als Hörer wunderbar mitfühlen und mitleiden. So muss eine Metal-Oper aufgebaut sein, möchte sie sich viele verschiedene Hörerschichten erschließen. Eines ist für mich klar, diese beiden Kunstwerke gehören auf die Bühne, damit sie ihren Charme auch live versprühen können. Plattenfirmen, aufwachen!!! Für mich ist Richard Campbell bereits zum jetzigen Zeitpunkt der Andrew Lloyd Webber des Heavy Metal!

richardcampbellmusic.co.uk
Frank Bender



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