R-evolution Band "The Dark Side of The Wall 1979-2013" (Wide Production 2013)

"The Wall" passt perfekt in 66:54 Minuten. Die R-evolution Band gab sich nicht nur den passenden Namen. Die Jungs und Maiden in der Kapelle beweisen Charakter und Humor. Pink Floyds Mainstream Opus wird in kaum einer Facette einfach so nachgespielt, alles ist neu arrangiert und frisch und lebhaft umgebaut, dass zu hören und staunen bleibt: Überraschung! Ein Volltreffer. Die haben es drauf.
So etwas wie Homogenität gibt es nicht. Wer sich in der Stilfülle populärer Musik auskennt, wird zahllose Stippvisiten der unterschiedlichsten Schubladen nachvollziehen: gut, Prog ist das Gerüst, die Statik, der Rahmen. Doch was sich darin alles so abspielt, reicht von (ganz wenig) Dancepop über Filmmusik, Klassik, Trip Hop, Psycho Metal, sanfte Stille bis ambiente Sphärik in esoterische Gefilde und zurück in harten, knackigen Rock - nicht etwa Song für Song, sondern im steten stilistischen Wechsel überall und jederzeit. Und die Chose macht Laune und ist roundabout unterhaltsam und erfrischend nett. Es sei denn, Americana im Klezmer-Kleid, die ins Psychedelic Fach wechselt, um im Anschluss Modern Jazz zu machen, über Progressive Rock, Country Blues, elektronische Ballade mit Klarinetten-Schöngeistigkeit samt Trip Hop Rhythmen zu Pseudo-Dance mit 80er Attitüde und nordafrikanischer Pseudo-Folklore übergeht, Ennio Morricone ganz im Geist von "Es war einmal in America" zu kreuzen - wieder Progressive Rock, kurze Metal-Passage, ambientes Schweben, Jazz-Basssolo, das ins klassische Fach wechselt, um bald wieder zu Jazz zu werden, (echte) Messiaen-Einschübe auf Trip Hop Rhythmus, dämonisch elektrische Kirchenorgel, Klezmer - und immer so fort, nun, es sei denn, das langweilt euch. Die Messiaen-Passage (aus ‚Quartett auf das Ende der Zeit') erklingt im asiatischen Marktplatzlautsprecher-Sound, während die trippigen Rhythmen auf leichte Muse machen. Ist schon verrückt!
Und witzig. Ob die sich gesagt haben, das abgefahrendste Album einzuspielen, das der Konsumentenschar en masse gefallen könnte? Und wie der Wechsel aus dunkelster Melancholie aus symphonisch klassischer Schwere schwelgt, fangen die wieder zu rocken an. Die Growls - hier und da mal kurz - klingen eher nach Tom Waits als nach Metal, und nichts, gar nichts in diesen 66:54 Minuten ist harsch oder erschreckend.
Ein Album für Neugierige und Prog-Süchtige, die zuviel schon gehört haben und jetzt mal alles auf einer CD haben wollen. Sind Italiener, die ihre Baustelle im gleichen Abstand zu Italo Prog und Ennio Morricone haben, und stets in allen Facetten Stil und, noch mal: Humor beweisen. Ganz nebenbei: dem Original erweisen sie Respekt, genug.
Kommt nicht mehr aus der Sammlung.

r-evolutionband.com
VM




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