Revelation - Release (Shadow Kingdom Records, VÖ: 2009)

Nach 13 Jahren ist nun die Rückkehr von Revelation perfekt - eine Reunion mit Ankündigung. Schliesslich war die Urformation der Band bereits seit 2004 wieder unter dem Namen Against Nature aktiv und hat in dieser Form im kleinen Rahmen nicht wenige schöne Veröffentlichungen produziert. Trotzdem ist die Rückkehr zum Ursprung Revelation mehr als ein Schritt mit Symbolcharakter, da es John Brenner (Gitarre, Gesang), Bert Hall (Bass) und Steve Branagan (Schlagzeug) gelingt, genau da anszusetzen, wo damals vor mehr als einem Jahrzent das Zusammenspiel mit dem Album "Never comes Silence" endete (Bert Hall war genau genommen bereits nach dem Debut "Salvation's Answer" nicht mehr dabei). Dennis Cornelius nahm nach dem Ausstieg von John Brenner zu dieser Zeit seinen Platz ein, was in dem ebenfalls empfehlenswerten Werk "Yet so far..." mündete und fairerweise muss gesagt sein, dass auch Cornelius ein wunderbarer Musiker ist und sein Gesang technisch dem Brenners gewiss überlegen ist. John Brenner dagegen ist sich der Reduziertheit seiner Möglichkeiten als Sänger vollkommen bewusst und setzt seinerseits auf Ausdruck und Intensität, heute nicht weniger als einst.

Neu ist bei dem Trio aus Baltimore im Grunde nicht viel und doch so einiges, denn trotz absoluter Wurzeltreue klingt die Band im Vergleich zu den schon alles andere als holprigen frühen Alben noch einmal deutlich gereift. Das Ergebnis sind wunderbar fliessende Songs, die erst ein wenig unscheinbar klingen mögen und doch in wunderbarer Blüte erstrahlen, wenn man sich ihnen näher widmet. Revelation verlieren sich zu keinem Moment in kräftraubenden Posen sondern reduzieren ihren Sound gekonnt auf das Essentielle. Rockiger Doom Metal mit unüberhörbaren 70er Einflüssen, der sowohl bluesige Elemente als auch proggige Passagen einbindet. Dazu die leicht brüchige, eher zurückhaltende Stimme Brenners, der auf aggressivere Parts wie auf "Salvation's Answer" heute verzichtet. Die kürzlich leider aufgelöste britische Doom-Band Warning ist die einzige mir bekannte Formation, die mit dem Zusammenspiel aus eigentümlichen Gesang und traditioneller Doom-Instrumentierung ähnlich packende, fast hypnotische Effekte erzielt. So stark wie Warning in vollkommener Langsamkeit verhaftet waren Revelation aber nie, dazu sind die Stücke in sich viel zu vielfältig. Das Titelstück "Release" etwa ist dafür ein exzellentes Beispiel und klingt in den letzten Minuten wie eine Jam-Session, bei der Brenner zum ausgefeilten Rhythmus-Fundament von Branagan und Hall wie besessen soliert.

Was es weiterhin zu empfehlen gibt? Alles! Meine perönlichen Favoriten sind im Weiteren das rifflastig treibende "Wither" sowie das seinem Titel vollkommen gerecht werdende und keinen weiteren Kommentar benötigende "Anatomy of Melancholy", doch in jedem der acht Stücke gibt es für sich noch eine Vielzahl faszinierender Momente zu entdecken.
Dazu sei nicht vergessen, dass John Brenner, heute wie einst, bemerkenswerte bildhafte Texte mit Tiefgang schreibt, die das kongeniale Äquivalent zur Detailverliebtheit der Musik bilden. Bleibt alleine zu hoffen, dass Revelation in dieser Form diesmal länger als nur für ein Album zusammenbleiben!

Volker Schulz



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