Rêve Général "Howl" (AltrOck 2015)


Im Chamber Rock sind aktuell hochkarätige Alben sehr gut ausgebildeter, inspirierter Musiker/Bands zu finden, die als neoklassische, akustische Variante des Progressive Rock experimentelle Felder finden, das geliebte Genre zu erweitern und in neuer/erneuerter Aussage zu manifestieren.
Rêve Général ist ein Projekt von sieben Musikern. Aus Frankreich, Österreich, Tschechien und Japan stammen die Beteiligten, die bereits in Volapük und Metamorphosis engagiert waren. Bekanntester Musiker dürfte wohl der Schlagzeuger Guigou Chenevier sein, der als RIO-Original Etron Fou Leloublan und Les Batteries gründete, ein Urgestein der Avant Prog-Szene, als diese noch ganz anders aussah - und sich ganz anders anhörte.
Takumi Fukushima (vi, voc), Guillaume Saurel (ce, voc), Christopher Pajer (vi, voc), Jan Kavan (ce), Richard Deutsch (e-g, voc, mixing), Martin Alaçam (e-g), Schlagzeuger Chenevier und Emmanuel Gilot als Mann an den Reglern und Knöpfen spielten diese 12 Tracks (58:23 Minuten) ein. Und obwohl mehrere Beteiligte als Sänger aktiv waren, ist "Howl" überwiegend instrumental angelegt. Ausnahme ist das Chanson "Si tu Veux", das recht eingängig und zudem erstaunlich konventionell, indes sehr ansprechend anzuhören ist und kaum als extravagante, progressive Nummer zu erfahren ist. Schön, dass die Band sich in diese Richtung bewegte.
Die weiteren Tracks sind entweder instrumental aufgebaut, mit nur wenig Lyrics ausgestattet oder mit lautmalerischem Gesang sowie gesprochenen Worten im Off (auch mal recht düster) zu erfahren. Das Interesse der Band ist erstaunlich weit gefasst. Da sind Einflüsse früher Pink Floyd ebenso zu hören wie aus diversen folkloristischen Mustern. Radikal neoklassisches und hartes Streichen auf akustischen Saiten vitalisiert (hier und da an bekannte Cellogruppen erinnernde) Motive, deren gefühlte Basis klassisch europäisch mit Fokus auf französische/belgische sowie vorderasiatische Folklore komponiert ist.
Rêve Général spielen emotionaler und eingängiger als etwa Aranis, entwerfen nicht so intensiv komplexe Tracks und beweisen ein Faible für minimalistische Partitur wie für Filmmusik. An anderer Stelle sind die freien Radikale wesentlich komplexer. Doch nie wird die Band besonders harsch, kantig oder hochkomplex. Für Uneingeweihte dieser progressiven Spielart eine besondere Herausforderung, ist die Szene in den letzten Jahren mit Bands/Alben dieser Art gewachsen und kann diesem Anspruch locker begegnen.
Angenehmer Weise verhalten sich Rêve Général nicht typisch und setzen zahllose Markenzeichen verschiedener Spielart von verträumter (scheinbarer) Eingängigkeit bis zu clownesker Strenge. Wohl ein jeder Beteiligte brachte Kompositionen mit, die in der Band ausgearbeitet und zu diesem unvergleichlich saftigen, selten Rock-heftigen, im besten Fall komischen und ein wenig nonchalant verkopften Reigen wurden.
Chamber Rock und Rêve Général - da ist Potential. "Howl" ist als gemäßigte Extravaganz gut zu empfehlen.

revegeneral.net
altrockproductions.bandcamp.com/album/howl
collectif-inoui.org
VM



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