Return To Forever "Where Have I Known You Before / No Mystery" (Polydor Records 1974/75, BGO 2008)

Chick Corea wurde einst der Pianist mit Herz und Hirn genannt, der mühelos rasende Tastenläufe absolviert. 1941 in Chelsea, Massachusetts als Anthony Armando Corea geboren, war "Chick" seit Anfang der Sechziger Jahre im Jazz aktiv. Zuerst spielte er in Bands von Mongo Santamaria, Willie Bobo, Blue Mitchell, Stan Getz, Sarah Vaughan und Herbie Mann, bis er ab 1966 in Miles Davis' personell wechselnden Ensembles aktiv war und zum souveränen, sensiblen Solisten avancierte. Mit Bands wie Circle, aber auch solo spielte er ausgezeichnete Alben ein. Ab 1972 baute er sein Bandprojekt Return To Forever aus. Das gleichnamige Album, 1972 noch unter seinem eigenen Namen veröffentlicht, mixte zum ersten Mal Jazz, Rock, Flamenco und Bossa Nova zu schwerelosem Klang.
"Light As A Feather" folgte ein Jahr darauf, nun unter dem Bandnamen Return To Forever aufgelegt. Im gleichen Jahr wechselte Corea die Besetzung aus. Stärkere Fixierung auf schneidend harten Rock konnte er mit Al Di Meola (g) und Lenny White (dr) ausbauen. Bassist Stanley Clarke war seit Beginn dabei gewesen, Gitarrist Bill Connors nur auf "Hymn Of The Seventh Galaxy" (1973).
Auf "Where Have I Known You Before" (1974) und "No Mystery" (1975), gemeinsam auf 2CD digital remastert von Beat Goes On Records veröffentlicht, zeigen sich alle vier Musiker als Melodiker und Solisten. Stanley Clarke und Lenny White bauen die komplexe und harte Rhythmusbasis aus, zudem spielt Clarke solistisch perfekte knackige Funkmotive, White knüppelt mordsheftig und vertrackt.
Chick Corea und Al DiMeola bauen diese rasanten Harmonieparts, werfen sich die Bälle zu oder fallen sich solistisch ins Spiel. Die kurzen akustischen, balladesken Stücke sind nicht weniger virtuos als die lauten und teilweise überlangen Jazzrocker. Die rein instrumentalen Songs haben kraftvolle Motive, sind energisch und komplex, ein wahres Feuerwerk an hart rockenden Jazzideen wird auf beiden LPs abgeschossen.
Nur noch ein weiteres Album dieser Art sollte folgen. "Romantic Warrior" ist noch rockbetonter. Chick Corea war damals stark von Bands wie Yes und Genesis beeinflusst. Auf "Romantic Warrior" klingt er wie die Jazz-Ausgabe von Rick Wakeman.
"Where Have I Known You Before" und "No Mystery" stehen dem letzten harten Jazzrock-Album der Band in nichts nach und sind nur unbedingt zu empfehlen.
Im Booklet zu den beiden CDs ist, neben Fotos der Bandmitglieder und technischen Daten, die Story der Band und der beiden Alben nachzulesen.
Ein Highlight für Freaks des klassischen Jazzrock.
Im Übrigen: das Quartett hat sich unter seinem Namen wieder reformiert (nachdem Mitte der Achtziger bereits eine zweite Phase eingeläutet worden war), und zeigt sich nicht altersweise oder besser altersleise, sondern rasant und heftig rockend!

chickcorea.com
return2forever.com
bgo-records.com
VM





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