ReSolve "Wayward Sanctuary" (Layered Realitay Productions 2015)


Endlich mal wieder eine bärenstarke Frauenstimme im Prog Metal; Radima Demcheva ist fast schon als Anti-Sopranöse zu bezeichnen, deren Gesangsdarbietungen mir in Konsequenz dessen nicht in den Ohren weh tun, was damit zusammenhängt, dass sie in ihrer Bruststimmlage tiefer gelegt ist als der Butler-Käse James und mittels ihrer stimmlichen Qualitäten vermutlich keine Eier abschrecken oder Gläser zum Bersten bringen kann wie das blecherne Oskarchen. Gleichwohl kommt sie ziemlich weit nach oben, wenn sie ihre Kopfstimme einsetzt und glänzt mit enormem Tonumfang - für mich die weibliche Version eines Graham Bonnet, auch wenn dieser zusätzlich ein "angerauhtes" Timbre mitbringt und mit fast 70 Jahren noch immer besser singt als viele halb so alte Sänger zusammen. Was für eine Stimme! (Alle Cover-Dohlen sollten schleunigst in Deckung gehen, wenn der Adler Graham auftaucht.) Als musikalische Einflüsse von ReSolve kann ich Iron Maiden, Mastermind, The Quiet Room, XerXes, Mayfair, Fates Warning und Opeth verorten; Bands wie die in diesem Genre omnipräsenten Dream Theater betrachte ich nicht als direkten Einfluss, eher schon die frühen Symphony X, was für mich positiv zu bewerten ist. Dream Theater wollen wie BallERinAs(s) beim Fußball das Leder auf verschlungenen Pfaden ins Tor tänzeln; Athletik und Teamgeist dürfen dabei aber nicht zugunsten einer narzisstischen Ästhetik auf der Strecke bleiben. Metal-Gitarren müssen auch mal rotzig-riffig brettern, wenn dafür, gleichsam als Gegensatz-Bezug, jazzige und klassisch orientierte Computerspiel-Sounds zum Einsatz kommen, wie dies bei diesem Album der Fall ist. Fließend gehen treibende Songteile in balladeske über und umgekehrt; die Gitarre duelliert sich - völlig unaufdringlich - des öfteren mit den Keyboards; das macht Laune und hat Klasse. Auch die Rhythmus-Gruppe hat ihre kurzen Solo-Spots, die allerdings schlüssig in die Kompositionen eingearbeitet sind; Gregory darf sogar ab und an sein Doppel-Pedal durchtreten und tut dies ohne durchzudrehen. Außerdem bereichert ein Growlkehlchen - Lennert Kemper (Stimme und Gitarre) - die Palette der kompositorischen Möglichkeiten. Immer wieder komme ich ins Schwärmen bezüglich Radinas Stimme: Wieso sind solche Sängerinnen absolute Mangelware? Wieso meinen (fast) alle Sängerinnen, mittels Gequietsche und Gefiepse auf den Hörnerven der Rezipienten mit High Heels-bewährten Füßchen herumtrampeln zu müssen. Übrigens, die anderen drei Herren in der Band sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben; es sind dies Justus Ebel (Bass), Fabian Blomsma (Keyboards) und Gregory van der Hoeven (Schlagzeug), die zwar allesamt technisch beschlagene Musiker sind, ihre Fähigkeiten aber stets in der Dienst des sprichwörtlichen roten Fadens stellen. Bei dieser Band hätte Ariadne leichtes Spiel gehabt und dennoch können ReSolve dem Prog Metal zu einigen klanglichen Erweiterungen verhelfen - mehr davon!!!

resolveband.nl

Frank Bender




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