Rare Blend "Evolution Theory" (TSM Productions 2002)

Rare Blend ist eine ungewöhnliche Fusion-Band - und die einzige aus Cleveland, Ohio. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil mit: "Where rock, jazz, fusion, and world music collide!" Damit ist längst nicht alles gesagt. Jazz-Fusion erlebt gerade eine zweite Hochzeit, die von qualitativer Größe zeugt. Rare Blend beweisen dies gleich im ersten Song "Little Mean Baby". Wie hier auf einem quasi Funk-Rhythmus die Melodie zu leichtem Übermut findet, sich auf hohem Niveau hält und der Bass gänsehauterzeugende solistische Töne setzt, ist von ganz großer Klasse. Das ungewöhnliche Gitarrensolo setzt sich darüber und bringt das Stück zum Überkochen. Das alles keineswegs sehr hart, sondern stets unter Hardrock-Niveau mit grandioser Jazzphrasierung. Der zweite Song "Lost 7/8" schließt sich nahtlos an, leider nur ohne den abgedrehten Bass. "Catemaco" plötzlich ist ein Latin-Stück, das dem Kinofilm "The Mexican" entlehnt sein könnte. Perfekt, leicht, tanzbar, lebendig - ganz Folklore. "Belly Dancer" bricht wieder einen spannenden, disharmonischen Jazzrock auf, der sich nach enervierend berstendem Beginn in eine harmonische Ballade entwickelt, die stets vital und virtuos bleibt. Ein Höhepunkt des Albums. Verträumt und doch hellwach. "Chillin´" - da sagt der Name alles, ist etwas platte Fusion, entspannt und nicht besonders erregend. Dafür bringt die anschließende "Techno Jam" alles auf einen Punkt. Das Stück hat nichts mit Techno zu tun, ist ein technisches Jazzrock-Teil, dass sich als präzise, farbig und überlegen erweist. Ähnlich wie die "Apochromatic Wanderings", die endlich wieder dem Bass Raum geben. Ein symphonischer Song, der nach kreischend-stiller Einleitung zum pulsierenden, irgendwie stillen, aber doch auch wilden Vulkan wird, immer noch vor dem Ausbruch, aber mit geladenen Geschossen. "Fifty Thousand Yeears" ist ein rasantes Gitarrensolo über Buschgetrommel. So etwas habe ich noch nicht gehört, schon gar nicht mit dieser faszinierten Raffinesse. "Rod´s Migraine" knappe zwei Minuten nerven etwas, Gitarre und Bass im Unisonolauf üben billige Melodie. Der Bonustrack "So Cool" ist ein Stück Kneipen-Fusion mit Sängerin. Ein groovendes Stück, Acid-Jazz-ähnlich. Nett, aber keine große Sache. "Evolution Theory" zeichnet eine Steigerung zu den beiden Vorgängern. Bleibt dabei stets eigen und keineswegs typisch für Jazzrock. Angenehm setzt die Band eigene Markenzeichen, die allerdings teilweise kräftiger sein könnten, wenn sie wie im ersten Song "Little Mean Baby" dem Bass mehr von der fabelhaften Virtuosität abverlangen würden. So bleiben einige Songs ohne Höhepunkte, zu denen die Band durchaus fähig wäre. Dennoch hat "Evolution Theory" es drauf.

rareblend.net

VM



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