Pip Pyle's Bash! "Belle Illusion" (Cuneiform Records 2004)

Pip Pyle umfassend vorzustellen, würde ein Buch füllen. Doch soviel sei gesagt: der Schlagzeuger ist eine Ikone der Canterbury-Szene. National Health, Hatfield and the North, In Cahoots, Gong sind bekannte Stationen. Er hat mit einer unglaublichen Menge Musikern gearbeitet, stilistisch weitreichend, zwischen Avant Jazz über Progressive Rock bis Pop. 1998 veröffentlichte er sein 1. Solo-Album. "7 Year Itch" ist eine Sammlung canterburyanisch geprägter Songs zwischen Rock, Pop und Jazz. Im letzten Jahr erschien die 2. CD des Avant Prog Trios Absolute Zero, deren kraftvollen, atonalen Rock er tatkräftig und differenziert auf Takt hielt.
Bash! sind neben Pip Pyle (dr) Alex Maguire (key), Patrice Meyer (g) und Fred T. Baker (b). 7 der Tracks von "Belle Illusion" wurden im Juni 2003 in Paris aufgezeichnet, 2 stammen vom The Progman Cometh Festival in Seattle im August 2002. Während der Pariser Show trat Elton Dean auf die Bühne und spielte mit seinem Altsaxophon ein ausgedehntes Solo. Der technisch perfekte Electric Jazz der bandintern komponierten Songs (wobei Pip Pyle mit 5 Kompositionen den größten Input hat) ist virtuos und dynamisch, aber zurückhaltend. Die Band hat großes Interesse an kniffligen Sachen, die nicht frickelig sind, sondern von großer Aussagekraft. Das verzahnte Spiel ist homogen und wird von diversen Soli und Improvisationen gekrönt. Da sind keine emotionalen Ausbrüche zu hören, keine harten, vertrackten Parts. Die erwachsenen Musiker sind vielmehr an Harmonisierung und interessantem solistischen Geschehen interessiert, in deren Höhepunkt dann die Band allerdings auch schon mal erregter arbeitet, lauter wird und kräftig rockt. Die hatten gewiss großen Spaß auf der Bühne.
Die beiden letzten Songs sind von deutlich komplexerer Gestalt. Da geht es forsch, ungestüm und heftig zur Sache. Der Keyboarder stürmt ausschweifend voran, ein sehr virtuoses, interessantes Spiel zwischen Jazz und Klassik gebend. Pip Pyle's Trommelvirtuosität ist äußerst komplex und spielfreudig, das Schlagzeugspiel ist nicht allein als Rhythmus-, sondern als Melodieinstrument zu erfahren, das fantastische Strukturen schafft. Im letzten Stück setzt sich das gemäßigt, aber in ähnlicher Intensität fort. Insgesamt ist die CD etwas still und erwachsen geraten. Weitgehend aus dem Rock verabschiedet, sind die in die Jahre gekommenen Musiker, scheint's, der Stille mit ausdrucksstarken Harmonien nicht abgeneigt. Schön, dass sie die in kraftvollen Electric Jazz betten.

cuneiformrecords.com
VM



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