Ragazzi - website für erregende Musik



 
 
 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 

 


 


 


 


 


 


 


 


 

V.A. - Discovery - Psychedelic World Music (Trail Records 2012)

Gegen herbstliche Kälte hilft nicht nur Joggen im dunkel verregneten Stadtwald. Ganz ohne inneren Frost geht es auch, mit "Discovery". Die Trail Records CD läuft 65:30 Minuten und hat 9 Songs drauf, sechs davon bislang unveröffentlicht. Das russische US-Label hat, scheint's, ein Faible für Sampler. Neun Songs von neun Bands aus neun Ländern, die auf 4 Erdteilen beheimatet sind, teilen sich die volle Stunde. Die einzelnen Tracks sind zwischen 6:06 und 9:19 Minuten lang und obschon sie von unterschiedlichen Bands stammen, deren Musiker aus verschiedenen Sozialisierungssphären kommen, ist der Sound doch homogen, sind die Stücke stilistisch verwandt, haben ähnlich rhythmischen Fluss, melancholisches Flair und lyrische Weite. Psychedelic ist der Ansatz, ganz im Sinne symphonischer Schöngeistigkeit: alles ist kuschelig weich und harmonisch eingängig (ohne zuviel Zucker im Tee zu haben), die Atmosphäre der Songs spult sich groove-betont, lässig und elegant ab. Nichts kracht, ist schräg oder wild, indes nichts matt, fad oder platt. Hier und da sind jazzige Ideen eingezogen, Quasi-World-Folk (was ist ‚World-Folk' [!]) diverser ethnischer Basislager fleucht durch's angenehm melodische Programm; und Musik ist's auch, Psychedelic World Music ist also ziemlich treffend. Hier und da rappeln sich erfreulich straff gezahnte und scharfkantige Gitarrensoli zur Arbeit auf. Aufs Gaspedal tretende Rockattitüde meldet sich immer wieder einmal zu Wort, so etwa im exzellenten "Snow (Spiral Walk)" der russischen Band Grey Mouse, die gern ein ganzes Album mit eigenen Ideen füllen darf. Und ob nun "The Sun" von The Misteriosos aus den USA, "Sixty Nine" von Mouches A L'Orange aus Weißrussland oder "Kele Lao" von Deti Picasso aus Armenien stammt - wie Perlen an der Kette steigt die illustre Energie der CD auf und vereint die Psychedelic Rock Bands aus der ganzen Welt im vereinten Geist (ein bisschen zu dick aufgetragen, isn't it?!?); will sagen, die Musiker und ihre Liebe zu ihrer Musik ist verwandter als die Staatsfinanzminusverwaltungen aka Politik der einzelnen Länder/Staaten. Ganz besonders ins Schwimmen kommt VM bei "Caronte". Die Italiener Plootoh pendeln nur ein wenig mit ihren Instrumenten herum und schon kommt dieses feine zarte Ding dabei raus. Und dann ist da noch ein Song, der mich von Anfang an neugierig gemacht hat. Zhaoze kommen aus China. Ihr "Fishing For The Stars" könnte genauso gut aus den USA/Europa/Afrika oder jedem anderen Land der Erde stammen, gleicher Stil, gleicher Geist, gleiche Energie (China ist groß, stochastisch betrachtet ein schier unendliches Potential) - alles gut?
Nein. Die Briten Triptych lassen ihr "Origins Of Life" auf elektronischen Dancefloor-Rhythmen schweben. Das ist gewiss sehr anheimelnd und kuscheldeckenkuschelig, mir deutlich zu sehr auf Nummer sicher und berechnet. Echtes Schlagzeug wie bei den anderen echten Bands bitte! Und nicht solch ein Dance-Quatsch! Ansonsten ist der Song ganz nett, das Wassergeplätscher im Off, die gesampelte Stimme, die ethnische Perkussion. Der Song ist an Position 2 auf der CD sehr gefährlich. Hörte ich mir das Album im Laden an, wäre "Discovery" sofort ausrangiert worden und die guten, GUTEN, Songs versauerten im Laden und nix ich wüsste davon!
Also, als Tipp: wenn ihr reinhört, lasst Numero Zwo aus.

trailrecords.net
VM



Zurück