Protokult „No Beer In Heaven“ (Eigenproduktion 2014)


Es gibt kein Bier auf Hawaii, das stimmt vermutlich nicht. Wie es sich mit dem Himmel, was und wo dieser auch immer sein mag, verhält, entzieht sich definitiv unserer Kenntnis. Was aber völlig klar ist - die Band Protokult fischt nicht in trüben Hefeweizengewässern, sondern mixt entgegen dem Reinheitsgebot alle möglichen Ingredienzien zu einem süffigen Gebräu, bei dessen Genuss man jedoch völlig nüchtern bleibt. Insofern ist die Musik der Kanadier uneingeschenkt empfehlenswert, schwingen doch folkloristischen Einflüsse aus allen Himmelsrichtungen mit. Der Gesang variiert gekonnt zwischen Growls, an Joik erinnernde Intonation und sopranösem Belcanto, die Instrumentierung ist bunt; Martin Drozd (Gitarre, Stimme, Maultrommel, Darbuka und Synthesizer), Ekaterina (Stimme, Keyboards, Flöten, Psaltery, Zhaleika und Sopilka), David Slowiak (Bass und Chorgesang), Jeremy Jackson (Gitarre) und Mike Matveev (Schlagzeug) spielen neben dem üblichen Rockinstrumentarium eine große Vielfalt von ethischen Instrumenten und komponieren Songs mit Spannungsbögen und hohem Wiedererkennungswert; Protokult spielen definitiv keinen Folk Metal von der Stange. Die Texte allerdings sind wie auch das Malz-Manna Geschmackssache. Auch als Paganist muss man sich nicht unbedingt despektierlich über monotheistische Religion(en) äußern, auch wenn man sie nicht mag. (Ganz nebenbei bemerkt ist es undenkbar, dass ein Mensch gänzlich ohne ein Glaubenssystem, das ihm Halt bietet, sei es eine Religion, die Wissenschaft(en), der Agnostizismus, der Atheismus oder der Nihilismus, existieren kann.) Dafür beweist die Band in musikalischer Hinsicht Humor, der ansteckend wirkt. So werden glücklicherweise zwar keine Gangsta-Rap-, dafür aber Ganja-Reggae- und Dancefloor-Sujets zitiert und auch in textlicher Hinsicht pointiert untermalt. Immer wieder aufs Neue muss ich allerdings bei solchen Gelegenheiten einflechten, dass Musik eine der besten und bei entsprechender Leisestärke absolut unschädlichen Drogen bezüglich einer Veränderung des Bewusstseinszustandes darstellt, derer sich auch und gerade die Schamanen vieler indigener Völker noch heute bedienen. Es ist sicherlich eine Überlegung im Sinne der politisch korrekten Gutmenschen wert, die mannigfaltigen Möglichkeiten der Musik hinsichtlich einer Stärkung der Persönlichkeit im schulischen Kontext zu lehren, wünscht man doch in diesen Kreisen FÜR ALLE MENSCHEN NUR DAS ALLERBESTE. In Konsequenz dessen würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Drogenkonsum sinken oder sollte man daran etwa überhaupt nicht interessiert sein? Kinder und Jugendliche könnten auf diese Weise, eine korrekte Anwendung vorausgesetzt, lernen, sich zu entspannen und sich auf den Schwingen sonorer Schwingungen davontragen zu lassen, um sich respektive die tieferen Schichten ihres Bewusstseins, das kollektive Unbewusste, Archetypen etc. (ganz neu) zu entdecken. Allerdings könnte ein solches Prozedere die Macht (und damit verbunden eventuell diverse Manipulationsmechanismen) des Unterbewusstseins zumindest partiell enthüllen... Stattdessen sollen die jungen Menschen auf Biegen und Brechen in möglichst vielen Fächern hinsichtlich aller möglichen (und unmöglichen) sexuellen Präferenzen instruiert werden, wobei diese als völlig normal (Wer legt die Normen zu welchem Zweck innerhalb einer Gesellschaft fest?) dargestellt werden sollen, wohingegen die Heterosexualität und traditionelle, d.h. sich bewährt habende Werte wie Familie sukzessive zu Randerscheinungen verkommen. Dazu trägt übrigens auch der politisch korrekte Begriff des Gender Mainstreaming bei. (Die Vererbbarkeit der sexuellen Orientierung steht übrigens, wie so manche andere „genetische Veranlagung“ aufgrund der Erkenntnisse der Epigenetik auf tönernen Füßen.) Zwar eignet sich meines Erachtens die Musik von Protokult nicht unbedingt zur Tiefen-Entspannung oder gar zur Tranceinduktion, doch ist sie durchaus ein Garant für gute Laune, was eben nicht unbedingt schlecht ist – ein pro-to-sit der Gemütlichkeit!!!

protokult.com
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Frank Bender



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