Profusion "RewoToweR" (Progrock Records, 02.03.2012)

Die Italiener Profusion legen für ihr zweites Album flotte und gut abgehende Songs vor, die modern arrangiert sind, poppig und rasant zugleich klingen, gute Laune verbreiten und trotz aller Eingängigkeit nicht auf anspruchsvolle Komplexe verzichten. Vladimer Sichinava (dr), Thomas Laguzzi (g), Gionatan Caradonna (key), Luca Latini (voc) und Luca Cambi (b) vermitteln den Eindruck, dass Progmetal ein typisch italienischer Stil ist. Aus voller Brust gesungen, bombastisch groß, episch, verspielt und mit großer Geste treten die Songs an. Rhythmuskomplexe sind heftig mit Groove verbandelt, so donnert es differenziert, wenn der Härtefaktor auch nicht besonders ausgeprägt ist, die Gitarren in anderen, parallel inspirierten Bands deutlich brutaler zur Sache gehen.
Ihrem Bandnamen machen sie Ehre. Profusion vermitteln vielfache Einflüsse interessant verzahnt. Jazzige Anteile sind mit Lupe zu suchen, vielleicht stand dies mal zu Beginn im Fokus der Band, heute bombastieren Profusion mit starkem, ideereichen Progmetal, der nur partiell, dann aber verblüffend fusioneske Disharmonien anbietet - und die sind schnell erzählt. Typisch für das mediterrane Klima sind süßliche Arrangements, und auch Profusion sind ganz Italiener. Ihre balladesken Themen erfreuen das AOR-Publikum und passen in jedes Radioprogramm, das mehr ist als Totalschrott. Indes sind die Kompositionen nicht blöd oder inhaltsleer. Aus raffinierten Ideen und gutem Handwerk sind 11 Songs entstanden, die durchaus vielseitig sind und hier und da ob ihres plötzlich auftretenden Stilwandels verblüffen, etwa wenn Latin-Floskeln vorgetragen werden, die eher an den brasilianischen als den italienischen Strand erinnern. Profusion sind längst nicht eingleisig und orientieren sich nicht zu straff am Progmetal, der überwiegend mit Tunnelblick arbeitet. Nicht alle Ideen sind so gut gelungen wie andere. Manche Gesangspartie ist ordinär und sehr schlicht, und die Arrangements nicht nur eines Refrains lassen Idee und Raffinesse total vergessen. Dennoch, die Vielfalt auf "RewoToweR" ist überraschend und ‚Profusion' nicht als Jazz-Tendenz, sondern als World-, Rock-, Pop- und Metal-Fusion zu verstehen.

profusion.it
youtube.com/watch?v=rpkWgTubvYo

VM




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