Procol Harum "A Salty Dog" (Regal Zonophone 1969/Salvo/Onward Music 2009)
Procol Harum "Home" (Regal Zonophone 1970/Salvo/Onward Music 2009)

Da sind sie. "A Salty Dog" und "Home". Nur wenige Wochen nach den ersten beiden Procol Harum Alben. Digital remastert, um Bonustracks ergänzt. Im schicken dreiflügeligen Pappcover, informationsüberflutend, bunt bebildert, jeweils mit umfangreichen Booklets ausgestattet, Bandstory zu den Alben, unveröffentlichte Bandphotos, Festival- und Konzertplakatabdrucke, Kommentare der Bandmusiker. Gut und liebevoll gemacht. So lang die CDs laufen, beschäftigt die Verpackung samt Büchlein.
"A Salty Dog", 1969 veröffentlicht, enthält einen DER Procol Harum Klassiker. Gary Brookers Meisterwerk, den Titeltrack. Ein Gänsehautsong mit grandiosem Start und genialer Gesangslinie. Eine Bombastballade, die peinlich hätte werden können, wenn kein so exklusives Genie wie der Kopf des Ensembles so exzellent verknüpfte Synapsen entwickelt hätte, die ihn diesen Weltklassehit so umwerfend schreiben ließen. (Wenn es erlaubt ist, da so zu formulieren.) Lethargie auf hohem symphonischen Niveau, die schwer bombastisch aufdreht, ganz ohne pathetische Plattitüde. "The Milk of Human Kindness", "The Devil Came From Kansas", "Wreck Of The Hesperus", "Crucifiction Lane", "Pilgrims Progress" - allein die Titel der Songs machen was her. Wie viel mehr das, was Musik darin. Einzigartige Songs.
Der mir bislang unbekannte Rocker "Long Gone Geek" eröffnet den Bonusreigen, das Album kommt nunmehr auf die Länge von 67:52 Minuten. Die sich anschließenden vier Livetracks haben guten Sound, nicht auf Studioniveau, gewiss, sind aber angenehm anzuhören. Besonders interessant darunter das 7-minütige "Goin' Down Slow", sowie "Skip Softly", das mittendrin in das Eröffnungsthema von Richard Strauss' "Also Sprach Zarathustra" wechselt, was die Band damals live oft spielte. Aus dem lockeren Popsong wächst das dramatische klassische Motiv, als sei es das Natürlichste der Welt, um im Anschluss daran "normal" heavy weiterzurocken. Zu guter Letzt ein instrumentales Demo von "The Milk of Human Kindness" mit diesem perfectly fetten Schlagzeugsound.
Ein Jahr später, 1970, verblüffte "Home" mit dem hart rockenden Opener "Whisky Train". Bluesrock, wie ihn Robin Trower nach Procol Harum auf etlichen Alben zelebrierte. Die lustige Pianoperkussion neben dem Schlagzeug ist das besonders Etwas, die typische Procol Harum Note, Phantast Gary Brooker beim fröhlichen Klimpern. Robin Trower setzt sich mit "About To Die" ein weiteres Mal als typisch britischer, großartiger Bluesgitarrist durch.
"The Dead Man's Dream", "Still There'll Be More", "Piggy Pig Pig", "Whaling Stories" und "Your Own Choice" sind hinreißende Songs, die "Home" zum weiteren Klassiker machen. Zuerst schleicht sich beim vierten Album der protoprogressiven Band der Verdacht ein, die verschnörkelte Ideenvielfalt ließe nach. Das blöde, Verzeihung, bunte Cover will auch erst nicht ins Auge. Doch dann gehen die Songs auf, Leichtigkeit und Liedhaftigkeit der komplexen Themen überraschen ein weiteres Mal. Zwei "raw tracks" von "Still There'll Be More" und "Whaling Stories", letzterer bislang unveröffentlicht, ergänzen als Bonus die Platte, die nunmehr auf 51:08 Minuten Spielzeit kommt. Ausstattung und Aufmachung perfekt. Wenn alle Rockklassiker diese beeindruckende Präsentation bekämen, wären süchtige Sammler dauerpleite. Schön, dass diese Alben in dieser Form zu haben sind. Und die Story ist längst nicht zu Ende. Jedoch, nach "Home" wechselten Procol Harum von Regal Zonophone zu Chrysalis, dort bis 1977 sechs weitere Alben zu veröffentlichen, von denen besonders das 1971er "Broken Barricades" ein Reissue in dieser Serie zu Gesicht stände. Das Album ist bereits remastert veröffentlicht worden, mit Bonussen, Story, Bildern, Informationen, etc.
Unbedingte Empfehlung!

procolharum.com
flyrecords.co.uk/procol_harum
salvo-music.co.uk
VM



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