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Jean-Luc Ponty "Electric Connection" "King Kong" (Gott Discs 2004)
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Gott Discs, ein Ableger von Beat Goes On Records, ist auf Reissues spezialisiert. Stilistisch sind da keine Grenzen gesetzt, von Country über Rock, Pop, Psych und Prog bis Jazz sind alle Spielarten dabei. Eine der jüngsten Wiederveröffentlichungen ist die 2CD Compilation zweier früher Alben von Jean Luc Ponty.
1969 war der französische Jazz-Geiger noch weitgehend unbekannt (ebenso wie sein Pianist George Duke, der später zu Zappa wechselte). Beide Alben sind auf je einer CD remastert im sehr guten Sound zu hören.
"Electric Connection", Pontys zweite LP von 1968, lotet schon die Tiefe zwischen Jazz und Rock aus, aber längst noch ist der Schwerpunkt im Jazz zu finden (wie Ponty eigentlich stets mehr Jazz als Rock war). Mit großer Band eingespielt, allein 10 Bläser sind dabei, klingen die Songs schön satt und voll. Es gibt sogar ein Gitarrensolo, das den Kompromiss verdeutlicht, den sich damals Jazzer vorgestellt haben, wenn sie über ihre Hinwendung zum Rock nachdachten. Die Violine sägt sich durch die jazzigen Strukturen, als wolle sie Speed Metal erfinden. Trotzdem ist das Album eher Mainstream als Avantgarde.
Ganz anders das zwei Jahre (und drei Alben) später veröffentlichte "King Kong". Hier spielt Ponty fast völlig ohne Bläser stark Rock geprägt. Kein Wunder, hat sich doch Frank Zappa (mit eigenen Kompositionen) in die Arbeit des Geigers eingebracht (der wiederum bereits 1969 für Zappa gegeigt hatte und später noch geigen sollte). Es gibt nicht eine Parallele zu "Electric Connection", mal vom virtuosen Geigenspiel abgesehen, aber auch keinem anderen, später erscheinenden Album des Franzosen. Jean-Luc Ponty stieg nach "King Kong" tief in den Jazzrock/Fusion-Bereich ein und veröffentlichte über die 1970er Jahre hinweg tolle Alben. Aber nicht eine einzige seiner anderen Platten - und davon gibt es etliche - kann die Energie und Dynamik erreichen, die "King Kong" auszeichnen. Seine Jazzrock-Alben sind eher moderater, engagierter Mainstream.
"King Kong" hingegen, mit 5 Zappa-Songs und einem von Ponty, ist ein Meisterwerk. Hört euch nur die ersten Sekunden an. Was für ein Auftakt! Was für eine grandiose Musik! Wieder einmal zeigt sich, dass die Fähigkeit eines Musikers nur dann vollkommen zum Tragen kommt, wenn das, was er spielt, diese Fähigkeit auch transportieren kann. Zappas Kompositionen sind auf seinen eigenen Alben zu Klassikern geworden. Hier sind die Songs, mit einer Ausnahme (und dort nur moderat) völlig ohne (!) Gitarre eingespielt, präsentiert sich Ponty in bester Laune und Spielfreudigkeit. Überknall ist das 19-minütige "Music For Electric Violin And Low Budget Orchestra", das in gewaltiger Bandbreite als fruchtbares Experiment voll gelungen ist. Das Stück beginnt neumusikalisch, streng, formal und von klar sortierter Struktur. Doch nach und nach fressen sich deftige Jazz-Akkorde ein, bringt das Stück eine avantgardistische Rockdominanz hervor, die - immer wieder auf das neumusikalische Thema zurückgreifend -einfach genial ist. Der Song ist von einer Qualität, die ihresgleichen sucht. Danach kann mit "America Drinks And Goes Home" nur so ein kleines, wildes und völlig zappaeskes Country-Jazz-Teil daherkommen; ausgefranst, von bösem schwarzem Humor, einigem komplex ausbrechendem Material und purer Leichtigkeit. Der Rest ist Stille.
Ponty hat seiner Karriere mit diesem Album einen großen Schub verpasst, wurde jedoch seinen Pianisten los, der künftig die frechsten und attraktivsten Jazznoten für seinen neuen Chef Zappa traktierte.
Das remasterte Reissue ist unbedingt zu empfehlen, das ist die Avantgarde seiner Zeit, das Mark des Jazzrock.
gottdiscs.com
VM
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