Phaedra "Blackwinged Night" (rune grammofon 2015)


Nach dem erfolgreichen "The Sea" aus dem Jahr 2011 legt Ingvild Langgård aka Phaedra mit "Blackwinged Night" das Follow-Up auf. Mit ihrer Band und einigen illustren Gästen wurden 7 Songs (40:33 Minuten) eingespielt, die im Vergleich zum folkigen Debüt stärker in elektrische, düstere Felder gehen. Mittelpunkt allen Geschehens ist Langgårds klare Altstimme, solo oder gedoppelt. Darum ranken sich mythische Melodiemotive, die tief aus düsterem Folk in avantgardistische Popgefilde aufsteigen, tief lyrisch, düster bis klagend, licht und weich sind wie nichts anderes auf der Welt.
Phaedra spielen ätherischen Avant-Pop der ausgefallenen Sorte. Die weibliche Stimme schwingt sich durch verwunschene, zugerankte Melodiemuster, allein der Gesang und die Gesangslinien sind sehr aufwendig und anspruchsvoll. Um das hochlyrische Erzählen basteln die Instrumente mystische Atmosphäre, aus der kaum ein einzelnes Instrument herausragt, sondern die schwermütige und zugleich leichtfüßige Dramatik schöngeistige Unterstützung erfährt.
Phaedra sind, neben der Komponistin und Sängerin Ingvild Langgård (Harmonium, Zither, Korg Delta, Bass) Gunhild Mathea Olaussen (Violine), Jørn Tore Egseth (Bass, Tasten) und Ane Marthe Sørlien Holen (Schlagzeug, Marimba, Vibraphon). Dazu kommen die Gäste Kristine Tjørgersen (Klarinette), Yumi Murakami (Flöte), Kari Rønnekleiv (Violine) und Ole Henrik Moe (Viola).
Der sehr zurückhaltende, lässige und doch komplexe, schön differenzierte Rhythmus setzt auf Marimba, Vibraphon und Gongs. Kaum extrem oder hoch virtuos malen die Rhythmusinstrumente einen Teppich, auf dem die Streicher, Tasten und klassischen sowie Folkinstrumente ihre lasziv schwebenden, sphärisch verwunschenen Arrangements spielen. In aller Extravaganz liegt großflächige Eingängigkeit, so dass popaffine Progheads ebenso Spaß an der gemütlich romantischen Reise haben können wie Pophörer, die es nicht nur geradlinig oder simpel mögen.
Sehr schönes Album, das als Gegenstück zum sonstigen Programm gut zu rune grammofon passt. Wo die Bands/Projekte auf rune grammofon ansonsten instrumentale Extreme ausloten und zu grandiosen Ergebnissen führen, ist hier der entgegen gesetzte Fall zu finden: die Instrumentalarbeit ist lediglich der Rahmen für die Gesangsarbeit. Aber wie!

runegrammofon.com
VM



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