Parzivals Eye "Fragments" (Red Farm Records, VÖ: 09.09.2009)

"Parzival" ist ein Ritterroman Wolfram von Eschenbachs, ein Versroman der mittelhochdeutschen höfischen Literatur, vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Ob der Name des Soloprojektes von Chris Postl (voc, b, g, key, RPWL) darauf zurückgreift, mag sich aus den Texten erschließen, die der Promotion-CD nicht beiliegen.
Das mit dem 13 Minuten langen, im ausgedehnt instrumentalen Part schön komplexen "Longing End" beginnende, 78 Minuten lange "Fragments" enthält eher ambitionierten Poprock als Progressive Rock. Anders herum: "Fragments" ist Prog light, aufwendig komponiert, mit Metal-harten wie komplexen Parts ausgestattet, ebenfalls aber in sehr sanfte, sehr leichte Gefilde wechselnd, die in ihrer Lieblichkeit fast schlagerhaft klingen, zum Glück jedoch nicht so billig und schnöde aufgebaut sind.
Bester Bestandteil der CD sind die diversen Gitarrensoli, deren einige wahrhaft grandios sind, mal rasant hart, zumeist floydig, SEHR floydig klingen. Wie insgesamt die Arrangements einen starken Einfluss Pink Floyds verraten. Gastmusiker haben ihre Kunst eingebracht, Christina Booth (Magenta) hat einige exzellente Partien eingesungen, Alan Reed (Pallas) scheint für die extrem soften männlichen Gesänge zu stehen, Ian Bairnson (g, Alan Parsons), Yogi Lang (key, RPWL), Hannes Weigend (dr) und Ossi Schaller (g) sind weitere Beteiligte, Yogi Lang hat die Aufnahmen in seinem Farmland Studio produziert.
Genesis, Yes, die Beatles und ELO gehören wie Pink Floyd zu Postls Einflüssen, ebenso das Alan Parsons Project, das seine raffinierten Spuren in den Arrangements der Songs hinterlassen hat.
Manche Idee wird Progressive Rock Fans kaum erreichen, so etwa der Alternative Poprock von "Signs" oder der balladeske Pop von "Disguise". Der Titeltrack spielt auf spätere Pink Floyd ab. Schönster Song ist meines Erachtens "Meanings", dem Christina Booth ihren fabelhaften Gesang gibt und dessen Ende der Höhepunkt der CD überhaupt ist.
Der knapp 10 Minuten lange Bonustrack "Another Day" von RPWLs jüngster CD beendet das überwiegend poppige Album, dessen Gitarrensoli perfekt sind, und das im Mainstream Rock gut ankommen wird, wenn es diese Szene heute in der Form noch gibt.

parzivals-eye.com
VM



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