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Jeff Parker "The Relatives" (Thrill Jockey, VÖ: 24.01.2005)
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The Relatives ist ein 1995 gegründetes Quartett um den Tortoise und Isotope 217 Gitarristen Jeff Parker. Sam Barsheshet (key, p), Chris Lopes (b, g, fl, perc) und Chad Taylor (dr, perc) vervollständigen das Line-Up. Die schlicht aufgemachte Veröffentlichung streckt sich über einige Felder des elektrischen Jazz aus. Dabei geht das Quartett zumeist lasziv und elegisch vor, wirft kleine, wirkungsvolle Tonkaskaden ein, wie in "Mannerisms", wo die Band einen Anlauf nimmt, um in einer gemeinsam gesetzten fetten Disharmonie aufzuschlagen, und damit gleich noch einmal anzufangen. Ausgezeichnet dabei das Fender Rhodes und sein sauberer Fusion-Klang sowie die pfeilspitzen Gitarrentöne, die auch aus den frühen 1960e Jahren stammen könnten. Sehr inspiriert!
Während Opener "Istanbul" auf melodischer Basslinie träumt, arbeitet sich das nervöse "Sea Change" durch ein kompliziertes Rhythmusgeflecht, ohne aber heftig zu trumpfen, immer mit wenig Gas und einem Gefühl für Leichtigkeit und Stille. Marvin Gaye's "When Did You Stop Loving Me, When Did I Stop Loving You" macht es spätestens klar. Das Quartett kann in kleinen Clubs und Jazzbars auftreten. Weder sind die Stücke banal, noch würden die weißen Jacketts der Ober durch den Staub der Musik beschmutzt. Die emotionalen Songs sind sauber und rein, ohne aber ästhetisch kühl zu klingen. "Beanstalk" erinnert wieder an die 1960er Jahre. Die Flöte ist magisch! Und auch "Toy Boat", das auf sphärische Strukturen setzt und vor allem im Bass/Schlagzeug-Bereich fasziniert, fesselt die Jazzbar-Besucher. "Rang" zum Ende holt zum elektrischen Jazz aus, ohne jemals auch nur einen Hauch Rock zu transportieren (wie übrigens die ganze Platte). Die Musik ist federleicht, passt in jede Essecke und könnte der Soundtrack für die gerade nach der Mode in Mainstream kommenden 1960s Einrichtungen und Utensilien sein. Es gibt keinen Hang zum Kitsch. Daran wird die Sache mit dem Soundtrack wohl auch scheitern: nicht zeitgeistig genug, zu intellektuell, zu ambitioniert. Für Musikfreunde gilt: das ist eine gute Platte!
thrilljockey.com
VM
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