Paidarion "Behind the Curtains" (Seacrest Oy 11/2011)

Kimmo Pörsti (dr, perc) hat sein Projekt Paidarion neu aufgestellt. Vom alten Line-Up sind Jan-Olof Strandberg (b) und Jaan Jaanson (g) geblieben. Neben den diversen, partiell aktiven Gästen gehören zur neuen Band weiterhin die mit großartiger Stimme und Jazzschule ausgestattete Elina Hautakoski (voc), Risto Salmi (ts, ss) und Kimmo Tatanainen (keys, Kirchenorgel). Zu den Gästen gehören Michael Manring (b), der erlesene Jazzsoli beiträgt, Steve Unruh (vi, Resistor), Bob Price (voc, Supernal Endgame) und Olli Jaakola (fl).
Über "Behind the Curtains" schwebt ein nachdenklich melancholischer Hauch. Zwar ist das Album nicht unbedingt sehr dunkel oder schwermütig, doch diese herbstlich lyrische Note ist quasi stets zu hören, wird nur in den Momenten überstrahlt, wenn die instrumentale Furie zu progressiven Großtaten ansetzt, die man dem Projekt zuerst gar nicht zutraut.
Und doch sind Band und Album stilistisch im Großraum Prog Jazz Fusion angesiedelt. Pandarion haben darüber hinaus einen starken Folk-Touch, spielen ihre komplexen Songs sehr eingängig, vor allem in den Gesangsparts, die kaum rocktypisch sind, eher wie Jazz-Chansons wirken. Elina Hautakoskis Gesang ist auf sehr schöne Gesangslinien gesetzt, sie interpretiert lebhaft und mir Timbre, mit Popappeal und Jazzdisharmonie. Wie die Kompositionen ist der Gesang nicht ohne Schnörkel und ausgefallene Ecken und Kanten gesetzt.
Gut zu hören, dass die Band keinem jugendlichen Reiz nachjagt, weder gehen Paidarion es besonders heavy oder nervös an, noch müssen sie sich in irgendetwas beweisen. Und doch sind da ausufernde und rasante Instrumentalparts, die ordentlich wild ausbrechen und Lust auf instrumentale Weirdness verraten. Der abgerundeten, auf komplexem Groove basierten Rhythmusmaschine ist die Band typisch skandinavisch verwandt. Da kommt wohl auch diese Besonderheit her, raffiniert zwischen der instrumentalen, extravaganten progressiven Abgefahrenheit und der wie nebensächlich liedhaften Note zu wechseln.
Mal wirkt ein Song wie Filmmusik, etwa Opener "Behind the Curtain", wie Chanson ("The Magician's Departure") oder im Sax-Sound wie Nachsiebziger Doldinger-Passport ("The Final Show") - alles gut in Progressive Jazz Rock eingebettet.
Paidarion zeigen mit "Behind the Curtain", wie positives Altern geht, das viel jugendliche Frische erhält.

paidarion.com
VM



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