Paatos "Timeloss" (Mellotronen/Stockholm Records 2003)

Paatos ist ein neues Quintett aus Schweden, "Timeloss" ihr Debüt. Opener "Sensor" bereits macht es bewusst: die Gitarre klingt so bekannt!?! Und richtig: Paatos sind die Erben von Landberk. Stefan Dimle (b) und Reine Fiske (g) sind Landberks Rest. Da gab es wohl personelle Umbesetzungen, die konsequent zur Namensänderung führten. Doch Paatos sind nicht die neuen Landberk, wenn ihre Musik auch nicht zu sehr "anders" ist. Es ist eine komplett neue Band. Johan Wallén (keyb, mel) und die Geschwister Huxflux (dr) und Petronella Nettermalm (voc) ergänzen das Line-up. Petronella könnte das vokale Aushängeschild der Prog-Szene werden, ihre hauchende, singende und quietschende Stimme erinnert des öfteren an Björk und weckt so manche Gefühle, gar solche, die mit Musik eher wenig zu tun haben. Das Freakshow Artrock Festival hat´s gezeigt, als die Band auf der Bühne stand und an der Front Petronella das Mikro zum Schmelzen brachte, war es ganz ruhig im Saal... Huxflux ist ein Teufelsdrummer, der es zu mörderischen Patterns und Breaks bringt, sich auf der Platte jedoch zumeist songdienlich zurückhält. Johan an den Tasten zeigt, wo es lang geht. Die 5 Songs des Debüts "Timeloss" haben diese so angenehme schwedische Düsternis, diese melancholische Tiefe und lyrische Hingabe. Paatos setzen in den sanft-stillen Beginn eines Songs schon mal Loops, Drummachine und weitere moderne Tonfiguren, die folgende Steigerungen um so heftiger wirken lassen, wenn zum Beispiel in "Quits" Huxflux nach längerer Arbeit der Drummachine zu kraftvollem Drumming ausholt und das Stück quasi explodieren läßt. Keiner der beteiligten Musiker muss sich und sein Instrument verstecken, dieses wirklich wundervolle Album ist eine Ohrenfreude! Die Kompositionen sind klasse! Die Arrangements spielen mit dem Hörer und mal scheint es, als stecke der Band der Schalk im Nacken, wenn sie die Melancholie zum Äußersten treibt: so klingt´s in Schweden! Doch es geht ernsthaft zu. Die Band läßt sich in ihre Songs fallen und uns Hörern wird es nicht besonders schwer gemacht, sogleich hinterherzustürzen. Im abschließenden "Quits" geht es im zweiten Teil so richtig zur Sache. Wer es live gesehen hat, weiß, was ich meine. Die eben noch konzentriert verharrten Musiker sprangen auf und kämpften gegen die Instrumente: hier auf der Platte/CD sind es Bläser, die so mörderisch ausholen und mit der kompletten Band wüst und orgiastisch rocken, das es eine Freude ist. Vergesst Landberk, Paatos sind um so vieles dynamischer, elegischer, ach, musikalischer. Dafür, Prog Heads, müsst ihr etwas Toleranz mitbringen, denn die Musik von Paatos ist teils schwer popverliebt. Wer die Platte mit offenen Ohren hört, wird dies gewiss jedoch bald nicht mehr missen wollen, Kunst und Pop passen perfekt zusammen. Live hat die Band etliche weitere Songs gespielt, da bleibt zu hoffen, dass es bis zur zweiten Platte nicht lange dauert. Unbedingte Empfehlung.

paatos.com
VM



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