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Ou "Scrambled!" (Spoot Music/Public Eyesore 2015)


Dieses tolle Album lässt sich stilistisch nicht greifen, mischt diverse verschiedene Stilmittel und zelebriert eine Genre-überschreitende Musik, die nicht zuletzt aber längst nicht allein wegen ihrer ungewöhnlichen Arrangements überaus spannend ist. Modern Folk, World Music, Jazz (Avant Jazz sowie Dixie-Anklänge), Avantgarde, Progressive Rock, Balkanklänge (die Bläser!) - vieles weitere mehr - wird zu einem einzigartigen und homogenen Sound verarbeitet, der ungemein humorvoll und lebendig klingt, ebenso ernst wie ironisch ankommt, locker leger und lässig anzuhören ist, eine Prise Melancholie und ungemein Kunstsinn offenbart.
Das bereits zweite Album der sardinisch-italienischen Band (Ou heißt Ei in sardinischem Dialekt) enthält 9 Songs, deren Überzahl der Trompeter Ersilia Prosperi schrieb. Unter logistischer, produktiver, kreativer und musikalischer Mitarbeit von Amy Denio spielte das siebenköpfige Ensemble diese herzhaft süffigen, hier nachdenklich balladesken, dort rasant Jazz-flotten, Humor-sprießenden und ungemein musikalischen Stücke ein. "Jengi" am Ende der CD ist mit siebeneinhalb Minuten länger als die zwischen 3 und 6 Minuten langen Songs. Das liegt an der Mantra-artigen Entwicklung des Stückes, das kleine epische Motiv wird stetig wiederholt und das Album so zum Finale geführt.
Davor waren Bläser-starke Songs zu hören, sehr viel Solo- und Chorgesang, wie er aus Afrika, der Karibik, Latein- und Südamerika stammen kann, oder aus Südeuropa, gesungen in verschiedenen Sprachen: Sardinisch, Spanisch, Englisch, Italienisch, Pygmysch. Instrumental sind Folk- und Weltmusik-Anklänge ebenso wie zahllose Jazzpartikel (verschiedener Jazzstile) zu hören, dazu komplexe Progressive Rock-Parts wie rhythmische Rockbasis, auf der sich die Folk-World-Jazz-Barden austoben. Die Gesangsdamen sind ungemein locker aktiv, machen mit ihrem herzhaften Gesang angenehme, schöne Atmosphäre und sind damit weit von Mainstream-Pop, Allerweltsound, engen Stilgrenzen oder ähnlichem entfernt. Besonderes Augenmerk verdient der Pianist Andrea Pesce, der als markanter Musiker klassische Handschrift verrät und exakt, virtuos und fantasiereich spielt.
Die Mischung aus vitaler Energie, zuhöchst simpler Musiksprache, knackigen Bläsersätzen, komplexen Interplays und hinreißend lebendigem Gesang ist erlesen!
Ein paar Stücke haben eingängigen Charakter. Etwa Amy Denios verrücktes "Destiny Sneezed", das in dieser Variante tränenrührend abstrakt schräg und leicht nachvollziehbar zugleich zu erfahren ist. Fabelhaft! Ebenso eingängig ist das die CD abschließende "Jengi" sowie der echt gut prononcierte Extratrack "I Like You" - ein Diskosong der anderen Art. Hört es euch an!
Ich will die 43:06 Minuten Musikkunst auf keinen Fall je wieder missen. Mein aktuelles Lieblingsalbum.

oumusic.org
publiceyesore.com
VM



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