Osada Vida "Three seats behind a triangle" (Metal Mind Productions, VÖ: 28.01.2008)

Der illustre Pool, aus dem die junge polnische Prog-Szene Bands gebiert, ist ein kreativer Jungbrunnen. In den letzten Jahren sind etliche hochbegabte Gruppen mit ihren frisch und munter eingespielten CDs an die Ohren der neugierigen Fanzirkel geschwappt. Osada Vida drängen ebenso unbändig ans Licht der Öffentlichkeit, suchen die Bühne der CD, ihre Ideen endlich und mit emotional ansprechendem Design den Fans vor Augen und Ohren zu halten.
Drei auf schlichtem Niveau selbst produzierte Alben haben Osada Vida bereits eingespielt, ohne damit punkten zu können. So waren die Jahre zwischen 2000 und 2004 nicht leicht, weil nach der kreativen Arbeit keine wirklich ansprechende Präsentation möglich war und die internationale Szene kaum mit der Band und ihrer erheblichen musikalischen Qualität überhaupt in Kontakt kam.
Erst der Kontakt zum polnischen Metal Mind Productions Label gab der Band eine Basis, ihre neuen Ideen in hochqualitativer Weise einzuspielen. Welcher Druck mag hinter der Band gestanden haben, sich dem Label und der Welt zu beweisen, stilistisch keine Fehler zu begehen und die langen Songs interessant zu gestalten!
Was hier so lapidar "interessant gestalten" heißt, ist harte Knochenarbeit. Jeder Ton muss erdacht und kreativ in ein Arrangement gearbeitet werden. Und jeder weiß, wie viele Noten und instrumentale Landschaften die verwöhnte Prog-Szene so haben will, um überhaupt erst einmal eine Band zu akzeptieren.
"Three Seats Behind A Triangle" ist, wie es auch im Booklet steht, kein wirklich erstrebenswerter Posten im Orchester. Als Bandname zum Nachdenken allemal wirkungsvoll.
Welche Schublade gibt was von sich: Symphonic Prog, Neoprog, Prog Metal, Versatzspuren aus dem just einen Arm zum Prog ausstreckenden Alternative Rock (oder streckt ein Arm des Progressive Rock sich in Richtung Alternative?), roher Metal, ambiente Spuren.
Metal Mind veröffentlicht die CD mit 2 Bonustracks, die qualitativ spürbar, aber nicht dramatisch absacken.
Gleich beim ersten Mal ist mir aufgefallen, dass die Solo-Gitarre exzellent gut gespielt worden ist. Der Eindruck verhärtet sich von Höreindruck zu Höreindruck. Die Gruppenarrangements sind druckvoll und dynamisch. Für meinen Geschmack ist der Keyboardteppich etwas füllig, die Harmonien gerade der Tasten partiell etwas lieblich. Was von der Gitarre zu hören ist, ob nun melodisch, riffbetont oder solistisch, elektrisch wie akustisch, ist stets ausgezeichnet. Der Gitarrist hat einen besonderen und eigenen Ton, eine klare, dynamisch-harte Spielweise und weiß sich im Klanggemälde der Songs wirkungsvoll durchzusetzen. Sein Keyboardkollege hält nicht zurück und weiß ebenso facettenreich zu beeindrucken. Die beiden Melodiearbeiter haben nicht nur eine Unmenge variabler, interessanter und hinreißender Arrangements ausgearbeitet, sie haben alles auch locker und vital eingespielt. Die Rhythmuscrew, wie im Prog üblich immer mehr als nur die Rhythmuscrew, powert mit Druck und Dynamik, setzt komplexe Rhythmen mit Härte und kompakter Energie auf den Punkt und arbeitet an der Melodiebaustelle gern ausgelassen mit.
Nur 2 Tracks sind rein instrumental, die Platte macht jedoch den Eindruck, viel weniger Gesang draufzuhaben, als sie hat. Es gibt ungemein viele und lange instrumentale Flächen, die stets sehr anschaulich, logisch und nachvollziehbar, ebenso aber überraschend und erregend ausgebaut sind. Emotional scheint das bisweilen etwas flach, will sagen, die technische Seite der Einspielung hat die Oberhand, die langen Passagen wirken etwas unterkühlt, obschon stets wohlgestalt.
Gewiss werden Osada Vida mit "Three Seats Behind A Triangle" ihren positiven Eindruck weit streuen. Es gibt viele begabte Bands, diese aber hat etwas Besonderes. Es gibt nicht ansatzweise dieses typisch Langweilige, was gerade im Keyboardgewusel der Endlossongs einiger negativ auffallender Neoprog-Bands (für jeden sind das andere…) zum plötzlich sofortigen, unwiderruflichen Abschalten der CD führt.
Nö, kann man sich gut anhören. Und auch immer wieder. Gute Band, gute CD!

osadavida.art.pl
metalopolis.pl
VM



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