Olavi Trio "Oh, La Vie!" (TUM Records 18.09.2015)


Jari Olavi Hongisto (Posaune, Perkussion), Teppo Olavi Hauta-aho (akustischer Bass, Perkussion) und Niilo Olavi Louhivuori (Schlagzeug, Perkussion) bestaunen das Leben mit verspielt verschmitzter Note. Das geradezu freitonale bis atonale Musizieren des Trios hat eine starke Tendenz zur Stille wie ebenso zum arbeitsintensiven Wuseln. Manches Motiv, mancher Song auf der 13 Tracks und 63:39 Minuten starken CD hat eher nachdenklich lyrisches Format. Auf der vertrackt komplexen, hochemotionalen Rhythmusarbeit malen Bass und Posaune eigenartig verschlungene Melodiepfade, die spannend wie ein Krimi sein können, manchmal wie das Leben der Insekten anzuhören sind und sich an nichts und niemand orientieren, sondern ganz in sich gekehrt, als vereintes Trio, diese intensiv verrückten, ungemein schönen Jazzkreationen ausleben.
Geheimnisse werden erzählt, malerisch, mit Schalk im Nacken und Ironie auf der Zungenspitze. Wie Komödianten, die sich Zeit lassen mit der Pointe, so geht das Trio vor. Der Posaunist hält eine Rede, übertreibt maßlos, baut mit blühender Phantasie noch die tristeste Szene aus und sein Spiel ist ein gigantisch genialer Nonsens voll der schönsten Spinnereien und komischsten Situationen. Der Bassist fängt die unglaublichen Motive auf, spielt mit ihnen wie mit Bällen, von denen keiner den Boden berühren darf, spinnt die Fäden weiter und wirft das Geschehen dem Posaunisten zurück. Derweil treibt der Perkussionist sich im Untergrund herum, stöbert durch tonale Gassen und arbeitet sich durch die Fundamente, immer auf der Suche nach besonderen Tönen. Und raffiniert wie er ist, nimmt er alles Interessante auf, bearbeitet es von allen Seiten und lässt einen verwirrend melodischen Rhythmusmelodieteppich entstehen, in dessen Mustern Bass und Posaune sich austoben.
Allein das 10:40 Minuten lange "Oh, La Vie!" ist eine Liebeserklärung an das Leben. Intensiv gespielter, frei improvisierter und technisch herausragend gespielter, intuitiv inspirierter Avantgarde Jazz ist das, was schließlich daraus wird. Vieles ist zum Schmunzeln, die wahrhaft komischen, humoristischen Entwicklungen, die wie ernsthaftes Arbeiten klingen und eine unglaubliche Klangstruktur erschaffen, die niemals laut oder harsch und, in aller freitonalen Entwicklung, stets sehr lyrisch bleiben.
Die Basisthemen schrieb das Trio in manchem Fall zusammen. Zudem brachte ein Jeder eigene Ideen mit und da ist sogar ein Stück, das ein anderer Komponist schuf. Indes, was das Trio daraus macht, ist ganz und gar intim rasante Klangstudie aus dem humorvoll eigenen, eigenartig schrulligen, großartig phantastischen Olavie-Kosmos.
Sehr amüsant!

tumrecords.com
VM



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