Odd Udder "Odd Udder" (Eigenproduktion 2004)

Lustiger Bandname! Plattdeutsch ist das nicht, vielleicht südschwarzwäldisch? Die Band hat die 8 Songs für die CD im normalen Proberaum ohne professionelles Equipment im August 2004 aufgenommen. Nicht die besten Bedingungen, draußen ist gerade der Wein vom Hagel erschlagen worden und das Quintett quält sich über den eigenen Kabelschnüren und Bierkästen von Einsatz zu Einsatz.
Davon ist jedoch nichts zu hören. Die Musik ist frisch und entspannt und selbst der Klang ist gut anzuhören, wenn es, logisch, auch nicht unbedingt Studioqualität zu hören gibt. Odd Udder haben jedoch das Beste aus ihren Aufnahmen gemacht und einen ordentlichen, gar angenehm angestaubten Sound produziert.
Linda Hauke (voc, ce), Hannes Marget (key, voc), Pascal Maillard (g), Markus Ganter (b) und Peter Martin (dr) haben sich erst im Herbst 2002 zu Odd Udder zusammengeschlossen, damals noch mit Bassist Ulrich Fischer, der einige der Eigenkompositionen mit erschuf und 2004 ausstieg. Auf der CD gibt es nur Eigenkompositionen zu hören. Die Band ist technisch fit. Am besten gefällt mir das fabelhafte Keyboardspiel, vor allem der immer wieder grandiose Sound des Wurlitzer Electronic Pianos, das Hannes Marget sehr gut bedient. Zudem hat die Band einen vitalen, ideenreichen Schlagzeuger, dessen komplexe Takte mir außerordentlich zusagen. Linda Hauke hat eine modulationsfähige, klare Stimme. Ihr Cellospiel ist mir nicht besonders aufgefallen, leider! Markus Ganter unterstützt den Rhythmus passend. Insgesamt scheint die Band eher Gefallen an (progressiver) Rockmusik aus den 1970ern zu haben; der Sound, die Arrangements, die Kompositionen, alles spricht dafür. So eben auch Markus Ganters Bassspiel, das zwar ziemlich unauffällig, aber stets angenehm aktiv ist und einige nette technische Schlenker drauf hat. Allein Pascal Maillards Gitarreneinsätze scheinen mir begrenzt. Dass Pascal in der Lage ist, seine Gitarre zu spielen, zeigt er in verschiedenen Soli. Jedoch sein songorientiertes Spiel im Bandarrangement, wenn kein Solo angesetzt ist, geht etwas unter. Er könnte sich kräftiger, selbstbewusster und "schräger" einbringen, dazu wird es bei kommenden Produktionen der Band, die ich mir unbedingt wünsche, hoffentlich kommen.
Die Songs sind allesamt ziemlich spannend aufgebaut. Hannes Marget darf den Songs seinen Keyboardstempel aufdrücken, da fehlen neben den tollen Wurlitzer Sounds und Synthesizer Klängen auch Mellotron Samples nicht. Hin und wieder sind einige Hänger festzustellen, die Band hätte das Arrangement etwas straffen - oder mit mehr Ideen füllen - können, das aber nur in sehr wenigen Parts, insgesamt ist die Platte für ein Debüt, zudem unter den Einspielungsbedingungen, erstaunlich gut gelungen. Tolle Gesangsarrangements, schöne symphonische Passagen, vielschichtige, komplexe Parts - die 5 sehen so jung aus und haben so viel drauf! Alle Achtung. Zudem scheinen sie auch die "richtige" Musik zu hören und mögen, zwar sind die im Pressetext genannten Einflüsse eher nicht wieder zu erkennen, aber ihr eigenes Spiel hat den progressiven Klang der frühen 1970er tief inhaliert.
Also, bleibt dran und macht weiter so!
Die CD kann man per Email bei der Band für lässige 6 € + 2 € Versand bestellt werden: odd-udder@web.de
VM



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