October Equus "Saturnal" (AltRock Productions 2011)

"Saturnal" ist ein aufwendiges, schöngeistiges Extrem zwischen Progressive Rock und Neuer Musik. Ambitioniert und bewusst kopflastig komponiert und eingespielt, kennen October Equus keine Tür Richtung Mainstream, streben der größten und innigsten künstlerischen Erfüllung zu, bieten ihrem potentiellen Publikum erlesen radikale Kost, die nie extrem laut oder schräg, harsch oder atonal wird, ungemein melodisch und harmonisch sein kann, rhythmische Frakturanalysen besonderer Art inszeniert und stete Abwechslung in ihre Stücke bastelt. Von Songdienlichkeit kann, wie bei Yugen oder Ske, nicht die Rede sein. Es gibt keine langen Werke, keinen symphonischen Bombast, keinen Gesang; nichts, was ungeübte Ohren dieser Klangsprache leicht begreifen könnten - oder wohl wollten. Die Referenzen Henry Cow, King Crimson, Univers Zero und Present taugen nur teilweise. October Equus sind nicht so hart, schräg oder ausgefallen wie genannte Bands, ihr Stil ist viel mehr auf Komposition und Komplexität orientiert, als auf die ‚Härte' der großen Vorbilder. Und gewiss sind in den Stücken auf "Saturnal" hier und dort Ideen und Arrangements zu hören, die den großen Namen nahe kommen. Manchmal allen auf einmal, als entwürfen October Equus Stücke, die den Charakter ihrer Vorbilder in sich vereinen - in ihrer eigenen Klangsprache, ihrem eigenen Stil und Arrangement.
Wie am Würzburger Freakshow Artrock Festival 2011 zu erleben war und als hier ist, spielt die Band Rockinstrumentarium nicht rocktypisch. Gewiss ist die elektrische Gitarre nichts anderes als eben dies und ihr Klang der typisch ihre. Doch wie sie gespielt ist, würde ich die Referenz Thinking Plague bemühen: kein Rock, konzentrierte Komposition, klassisch gespielt. Das Bandarrangement ist klangästhetisch Progressive Rock, dabei weitaus komponierter, aufwendiger und neumusikalischer, quasi klassisch, weitaus mehr als üblich. Die Ideen der Band überraschen, sind hinreißend und erfrischend, verbinden elektronische, elektrische und akustische Marken zu abstrakten Stücken, deren einige rocksinfonischer, andere kammermusikalischer Natur, weitere dramatisch ausgefallen sind.Die üblichen Merkmale und Parallelen greifen hier nicht, die nächste Referenz wäre Gentle Giant, doch selbst jene verbanden nicht so konzentriert, verkopft, klassisch und druckvoll hinreißend grandios geschriebene Stücke. Das nicht, um zu beweisen, dass Musik besser sein kann als der Durchschnitt. Gar und ganz ohne jede Arroganz, ohne jede Herablassung. Angetrieben durch inneren Anspruch und Lust auf eigenes Markenzeichen.
Nicht weniger als perfekt.

altrock.it
VM



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