Oceanwake "Sunless" (ViciSolum Productions 2015)


Was passiert, wenn man finnische Doom Metaller auf einen Pink Floyd-Trip schickt und ihnen eine Tüte totes Blei - geschnitten oder am Stift - als Proviant mit auf den Weg gibt? Es wird, so könnte man sinnierender Weise verlauten lassen, wenn man auf den Wellen des sonnenlosen Ozeans der Kategorisierungen reitet, atmosphärischer Post Rock geboten, bei dem extrem die Post abgeht. Eero Haula dringt als Vokalintruder ganz tief in die Gehörgänge ein und hinterlässt einen nachhaltigen Abdruck auf den Trommelfellen, die anlässich des außerordentlich wuchtigen Sounds der Band so langsam und damit schon im Grenzbereich des Infraschalls schwingen, dass man die Schwingungen fast sehen könnte. Aber keine Angst, die Musik ist zwar schwer, aber nicht schwer verdaulich, also kein Drone oder Sludge; "Sludgeless" wäre ein ebenso passender Albumtitel gewesen. Es flutscht wie Petroleum aus den Boxen und geht runter wie Öl, was Oceanwake fabrizieren, wobei die Finnen Parallelen zum Minimalismus eines John Cage aufweisen. Die Gitarren von Martti Koski und Ville-Veikko Laaksonen raffinieren das Rohöl gleichermaßen zu diversen Alkanen, Leicht- und Schwerbenzin, Heizöl sowie Bitumen, indem sie gekonnt an den Stellschrauben der Viskosität drehen und machen damit Proggern, Doomern, Deathern und Postlern gleichermaßen Appetit. Die Rhythmusgruppe, Jarkko Mäkelä am Bass und Mikko Kulju am Schlagzeug, verstärkt diesen Eintopf, äh Eindruck weiter, indem sie Versatzstücke diverser Stilistiken in songdienlicher Art einbringt. Ich habe wirklich selten einen solch ausgewogenen Mix aus Schwere und Atmosphäre gehört; das Ganze klingt wie eine meditativ vor sich hin fliegende Hummel im Kettenhemd. Falls ihr meinen Worten nicht glaubt, hört euch die Stücke an und ihr werdet wissen, was ich meine...

facebook.com/OceanwakeFi
Frank Bender



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