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Brian Auger's Oblivion Express "Oblivion Express" "A Better Land" (Castle 2004)
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Oblivion Express ist ein alter Jazzrock-Klassiker. Brian Auger ein noch älterer Klassiker. Bereits vor Mitte der 1960er Jahre hatte er mit der Popdiva Julie Driscoll, die jeder Menge männlicher Fans der Sinne beraubte, soul-trunkenen Jazzpop eingespielt. "Streetnoise" und "Open" waren en vogue. Wer modern war, brauchte diese Platte und musste in paar kluge oder zumindest abgedrehte Sätze für die Songs und Musiker auf Lager haben.
Zum Ende der 1960er Jahre überwog der Jazz- den Popanteil zum Längen und ein paar Jahre später war daraus Jazzrock geworden. Immer mit dem tiefen Hang zum Jazz, zum Soul, nicht besonders abstrakt und längst nicht so virtuos und abgedreht wie das Mahavishnu Orchestra und ähnliche Bands, aber immerhin sehr spannend und radikal. Brian Auger entwickelte die Jazzharmonien auf der Hammond Orgel, seinem Lieblingsspielzeug, weiter und verfeinerte die spannungsreichen, dissonanten Klänge.
Doch seine Alben waren zu sehr Jazz, zu außergewöhnlich, um einem breiten Publikum zu gefallen. "Oblivion Express" ist ein gutes Beispiel dafür. Sein bestes Album ever kann auf einen genialen Rhythmus verweisen, der allein die Platte wert ist. Wie hier Bass und Schlagzeug den Boden marmorieren, raubt Sinn und Verstand. Die Gitarrenillustrationen, wesentlich jazzig, aber nicht besonders abgedreht und das völlig von Kommerzgedanken befreite, in Gedanken versunkene Keyboardspiel setzen dem die Krone auf. Das ist große Kunst, ein hervorragendes und unbedingt zu empfehlendes Album.
Der Plattenfirma gefiel das nicht besonders, der Erfolg hielt sich in Grenzen, die Songs waren zu lang, die Band war viel zu unkommerziell und verkaufte sich nicht, wie gewünscht. Da musste eingegriffen werden. Das ist auf dem Folgealbum "A Better Land" deutlich zu hören. Wenn auch diese Platte nicht besonders einfältig war, so hat sie doch keine langen Tracks, keine abstrakten Läufe und Kompositionen und ist insgesamt eher Pop als Rock oder Jazz. Doch damit kann das Album nicht abgetan werden, denn auch hier ist die Rhythmuscrew gut unterwegs. Gesang und Songstruktur sind eher massenkompatibel, sind aber von vielen Feinheiten gezeichnet, die das Album auch heute noch interessant macht.
Beide Alben sind Rockklassiker. Die CDs sind vor Jahren schon einmal aufgelegt worden, jetzt hat jedes einen Bonustrack, der eher historischen Interesses, weil schrecklicher Soundqualität ist. Live eingespielt, variieren die Stücke nicht besonders und sind insgesamt nicht hörenswert, Bonus eben.
sanctuaryrecordsgroup.co.uk
VM
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