Ted Nugent - Spirit Of The Wild (Atlantic 1995)

Ted Nugent, dieser Verrückte an der Gitarre, erklärter Konservativer und Jagd-Freak, von dem hat man schon einiges gehört und gesehen... die wechselvolle Karriere begann mit der Psychedelic-Hard-Rock-Band "Amboy Dukes" aus der dann die Ted-Nugent-Band wurde. Solo brachte Nugent einiges Tolles, sogar einen veritablen Hit, "Catch Scratch Fever", allerdings auch viel belangloses zustande.

Nachdem er sich mit dem Erfolg von den "Damn Yankees" finanziell gesund gestossen hatte, war es Mitte der 90er Jahre anscheinend mal wieder Zeit für einen Solo-Ausflug ohne Kompromisse. Gut so, herauskam eines der besten Ted-Nugent-Alben aller Zeiten... "Spirit Of The Wild".

Schon der bluesige Einstieg mit dem anschliessenden losbrechenden Hard Rock-Gewitter, "Thighraceous", zeigt wo der Hammer hängt. In der folgenden Stunde Musik wird voll "auf die 12" gerockt und gerollt, was das Zeug hält. Ted gönnt seinem Hörer kaum eine Verschnaufpause, es sei denn, man empfindet den locker eingestreuten Motown-Rocker "Lovejacker" als solchen. Hier klingt Ted Nugent mit seinen Mitstreitern wie eine moderne Ausgabe der Jeff Beck Group.

Die ersten drei Titel bieten noch relative konventionellen Hard Rock, dann packt Ted aber eine Folge von Perlen aus, die einen begeistert mitrocken lassen. "Tooth, Fang & Claw" ist ein gelungenes Recycling eines alten Nugent-Titels aus den 70ern, dann folgt bereits angesprochenes "Lovejacker" als Vorspiel zum Hammertitel des Albums, "Fred Bear".

"Fred Bear" ist eine gute siebenminütige Gitarrenorgie, die ihresgleichen sucht. Dazu kommt noch der tolle Gesang von Derek St. Holmes. Überhaupt Derek St. Holmes: Sein brillianter Gesang ist einer der echten Pluspunkte des Albums. Ted und Derek hatten ja schon zu Beginn der Solo-Karriere von Nugent zusammengearbeitet, sich dann aber im Streit getrennt. Die "Reunion" auf "Spirit..." ist ein echter Glücksfall, zumal Derek auch einigen Titeln als Songwriter beteiligt war!

Nach "Fred Bear" ist man eigentlich geplättet, aber Ted nimmt den Fuß nicht vom Gaspedal: Der coole Hard-Rocker "Primitive Man", der klassische Rock'n'Roller "Hot Or Cold" und die Rock-Hymne "Kiss My Ass" brettern aus den Boxen und lassen die Haare nur so fliegen (wenn man genügend lange hat).

"Heart & Soul" bietet dann mal wieder eine kleine Verschnaufpause vor dem bluesigen Titeltrack. Zum Abschluss gibt's mit "Just Do It Like This" nochmal ein volles "Brett".

Unterstützt werden Ted Nugent (natürlich Gitarre auf allen Tracks und gelegentlich Gesang) und Derek St. Holmes (Lead-Gesang) von Denny Carmassi (Schlagzeug) und Michael Lutz (Bass und ab und an Keyboards sowie Gesang), die für einen unspektakulären, aber soliden Groove sorgen.

Für mich eines der besten Ted Nugent-Solo-Alben mit Gute-Laune-Garantie. Wegen "Fred Bear" besteht eigentlich ohnehin Kaufpflicht ;-)

tednugent.com
Thomas Kohlruß



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