Nucleus Torn "Golden Age" (Prophecy Productions 02.12.2011)

Intim und geradezu überwältigend scheint "Golden Age", sobald das nicht unbedingt sperrige, aber doch aufregend großartige Werk in mehreren Hördurchgängen seine Wirkung entfaltet. Folkloristisch akustische Lyrik in tief dunkler Melancholie trifft auf kraftvollen, und gleichzeitig sensiblen Progressive Rock, der die düstere Ästhetik schwermütigen Heavy Metals mit aufwendigen Kompositionskomplexen symphonischer Lethargie verbindet. Die 6 Songs des Albums, zusammen 48:51 Minuten lang, beweisen erneut den ureigenen Stil der Schweizer Band, die Klangästhetik ihres Kopfes Fredy Schnyder, der die überwiegende Anzahl der Instrumente spielte, das Konzept des Albums entwarf und die Song schrieb.
Erstaunlich hoch ist der Anteil der akustischen klassischen und Folkinstrumente, ebenso die überwiegende Stille des Albums, die selbst über rocktypische Passagen erhalten bleibt und wohlschaurig ausgebaut ist. Manche Arrangements erstaunen ob ihrer scheinbaren Schlichtheit, die ungemein überwältigend und mitreißend sein kann. Da will ein dramatisches Pianomotiv auf Bass-Schlagzeug-Basis enorm beeindrucken, obschon die Idee kaum von großer Komplexität und Raffinesse zeugt.
Es sind die stille Motive, die das Album großartig machen. Die zarte Düsternis lasziver Melancholie mit elegischer Patina, auf denen die Stimmen von Patrick Schaad und Maria D'Alessandro auf ausgewählten Gesangslinien den großartigen Eindruck verstärken.
Gewiss schwellen manche Songs, wie etwa "Ash" gewaltig an, lässt sich ein Echoerbe des schreddernden Black Metal erkennen. Doch selbst wenn es laut wird und Maria D'Alessandros Stimme dröhnt, erhält sich der Eindruck der Stille. Und wenn, wie in "Ash" schließlich metallische Härte zu einem vitalen Part ansetzt und ein rasantes Gitarrensolo präsentiert, muss das sein, weil die Energie des Stückes bersten muss, um nicht zu implodieren.
Zuletzt wird noch einmal im Black Metal gewütet. "Death Triumphant" mischt Stille, Folk, Progressive Rock und Black Metal zum 11:54 Minuten langen tonalen Gebirge, und die Vielfalt und zerklüftete Landschaft zwischen dunkler Tiefe und Schwindel erregender Lärmhöhe beeindruckend in seiner graudunklen Gewaltigkeit und Eindrucksfülle.
Tolles Album, hätte ich gern auf CD.

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VM



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