Novalis "Novalis" (Universal Music 2004)

1973 hatte die Hamburger Band Novalis ihr englischsprachiges Debüt "Banished Bridge" veröffentlicht, ein Jahr darauf verließ Sänger Jürgen Wenzel nach Problemen die Band. Im Booklet der jetzt von Universal Music produzierten CD ist nachzulesen, wie es dazu kam, dass Novalis auf die deutsche Sprache umschwenkten. Welch ein Glück, sonst wäre die Poesie des Textes "wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß wie Wolken schmecken…" längst nicht so tief ins Bewusstsein der deutschsprachigen Rockfans gesickert.
Heino Schünzel (b, voc), Lutz Rahn (key), Hartwig Biereichel (dr) und die Neuzugänge Detlef Job (g) und Carlo Karges (g, key), der sich kompositorisch und textlich gut einbrachte, spielten 1975 die 5 Songs für das Follow Up ein. Romantic Rock nannte die Band ihren Stil. Die lyrischen Songs, teilweise pur instrumental, sind auch sehr romantisch, tief symphonisch und völlig kitschfrei. "Impressionen" ist auf Themen von Anton Bruckners 5. Symphonie aufgebaut, klassische Einflüsse sind immer wieder in den Songs von Novalis zu hören, die ihrem Namen alle Ehre machten. So haben sie in "Es färbte sich die Wiese grün" einen Originaltext ihres Namensgebers und romantischen und idealistischen Dichters Novalis, der eigentlich Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg hieß (1772 - 1801), vertont.
Die zumeist von harmonischem, vielschichtigem Keyboardspiel betonten Songs sind strukturreich und komplex aufgebaut. Typischer symphonischer Progressive Rock, schöngeistig, von innerer Spannung und dynamischer Struktur, die immer wieder auch folkloristische Nuancen aufnimmt. Die Gitarren markieren Harmoniewechsel und geben so manches Soli, während die beiden Keyboarder Lutz Rahn und Carlo Karges (der später zu Nena ging und 2001 verstarb) kräftigen Bombast auffahren und mit musikdramatischer Intensität und Feingefühl differenzierte Schwelgereien entwickeln.
Auf der im so genannten Digipack aufgelegten CD ist ein Bonustrack zu hören, die 10-minütige Liveversion von "Impressionen", die 1975 in Hagen gespielt und von Eroc (heimlich) mitgeschnitten wurde. (Erst macht er ein privates Bootleg und dann darf er das Original remastern; nett, ist es nicht!?) Gut gemacht, so kommt die CD auch über 46 Minuten, die originale LP war knapp 36 Minuten lang. Der Livetrack ist gut zu genießen, der Klang lässt nach, ist aber durch das Remastering klar, kraftvoll und störungsfrei.
Bleibt zu hoffen, dass weitere, remasterte Alben von Novalis folgen. Universal's Krautrock Serie möge so schnell nicht versiegen!

pure.de
VM



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