No Man Eyes „Hollow Man“ (Mighty Muisc 2013)

Intelligenf, komplex strukturiert und direkt; dies ist nicht etwa ein Charakterisierungsversuch meiner selbst, sondern eine Beschreibung der Musik der Genfer Band No Man Eyes, deren CD „Hollow Man“ bei mir mächtig Eindruck macht. Fabio Carmotti (Stimme), Andrew Spane (Gitarre), Alessandro Asborno (Bass) und Michele Pintus (Schlagwerk) haben ihre Hausaufgaben gemacht und liefern hier eine oberamtliche Mugge ab, die in etwa die Schnittmenge aus den Bands Nevermore, Mercyful Fate (ohne den Diamanten-König), Iron Maiden und Symphony X bildet. Besonders hervorheben möchte den Schlagzeuger Michele, der durch clevere, aber nicht allzu vertrackte Grooves überzeugt, ohne sich dadurch in den Vordergrund zu spielen. Seine Rhythmen und besonders seine Fußarbeit rollen und rocken - ich bin von den Socken. Eben nicht immer nur das Bassdrum-Zweiunddreißigstel-Dauerfeuer. Absolut nachahmenswert. Ein kleines Minus gibt es allerdings für den leicht cleanischen Drumsound. Die beiden Hartbesaiteten, obwohl technisch beschlagen, liefern gute Hausmannskost ab, die meist rifflastig ist und nicht durch Megasoloeskapaden nervt; die gedoppelten Soli kommen präzise auf die Zwölf. Das passt sehr gut zu den nach vorne drängenden Kompositionen, die ohne Umschweife in die Ohren der Hörer schlüpfen wollen; sie sind von der Klangfarbe eher dunkel gehalten - nix mit pastellig oder neonfarben. Fabios Stimme ist variabel; er kann absolut clean, aber auch angerauht intonieren. Auch sein Gesang ist immer wieder gedoppelt, was gut rüberkommt. Wie wäre es das nächste Mal mit einem zweiten Gitarristen, der den Chorgesang übernehmen kann? Weiter so, ich freue mich schon auf die weiteren Veröffentlichungen. Zum Glück wird das Warten nicht langweilig, da die Stücke auch nach den X-ten Hören noch Überraschungen bieten. So muss das sein!

nomaneyes.com
Frank Bender



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