Next To None "A Light In The Dark" (Inside Out Music, 29.06.2015)


Hey, sehen die süß aus! Knaben, die selbst beim Promoshooting noch gucken, als wären sie gerade geweckt geworden und wüssten nicht, auf welchem Planeten sie sich gerade befinden. Ganz gewiss hat hier der kurze Draht zum Metaldrummer-Papa der progressiven Nation geholfen, eigene Ideen in die letztliche Form zu gießen und den Link zur Plattenfirma (Inside Out Music fingen als Dream Theater Fanclub - oder so - an, einst, vor tausenden von Jahren) zu legen. Da darf boy gucken, wie will er, die Progmamas der Welt werden den lustigen Metalzirkus in ihre Wohlfühlzimmer legen und dem harten Krach mit Tränen in den Augen lauschen, während die Progpapas sich in den hintersten Winkel des Kellers verziehen, damit ja keiner sieht, dass ihnen ein paar väterliche Emo-Tränen die hammerharten Männerwangen hinunterlaufen - - -
Doch abgesehen von ein bisschen Starthilfe haben die Jungs, als da Max Portnoy (dr), Ryland Holland (g), Kris Rank (b) und Thomas Cuce (voc, keys) sind, ein ganz nettes und überaus popverliebtes, krachhartes, growlsattes und hochmelodisches Progmetal-Album eingespielt, das beweist, dass die Jungs, als sie aus den ersten 12 Jahren raus waren, Songs schreiben konnten. Da gibt es eine Menge zu finden, was geübte Musikhörer der härteren Rock-Spielarten erkennen werden, Progkomplexe etwa, lustige Bubble-Gum-Comic-Bandinterplays mit viel Witz und Charme, eingängig liedhafte Songs mit Druck und Power, in denen gar die Sangesstimme klingt, als sei der Sängerknabe nicht nur mit Stimme, auch mit Stil und Intonationsvermögen geboren worden. Typisch Jungsmusikke rocken die Boys wie wild, drehen die Gitarren auf, dass der Frau Mama die Hausordnung durcheinander kommt und die kleinen Geschwister in den Schutz des Gartenhauses müssen, damit der Hausfrieden aufrecht erhalten bleibt, wenn die Knaben aus der Straße ihre derben Aggressionen verarbeiten (und der Papa stolz staunt). Schön hart das Ganze, und ebenso keyboardlastig (von Zeit zu Zeit), was Jungs mit Metalvorliebe sonst weitaus weniger akzeptieren. Die Sangeslinien sind nicht blöd, die Songs haben Energie und Schmackes, sind ganz gewiss nicht stilistisch oder handwerklich festgefahren, da sind gedankliche Links und Vorlieben zu Electro und Düstermetal zu finden, es gibt Samples von Jemand mit Idee und die Jungs gehen mit flotten Schritten und naivem Blick voll auf den Poprummel zu, singen wie im Hollywood-Kino oder schmelzen in der Ballade dahin, als müsse das so sein. Die sind jung, die dürfen das!
Next To None heißt die Band. Um gleich festzustellen, dass da zwar irgendwo ein Portnoy als Protegé zu finden sein mag, der seine Gene sicht- und hörbar weitergab. Sein Boy trommelt wie der Vater, kann das ganz große Gedonner, das schwer Komplexe, und ebenso straightes Geknüppel. Die Jungs können spielen, und sie wissen - oder der Mann an den Reglern und sein Mitarbeiter wissen es - den Sound zu erschaffen, der hier so dick und fett aus den Boxen bricht, als warte er seit Jahren darauf. Hier sind Techniker (an den Reglern) am Werk, die jeden Song und jeden Ton so verpackt und aufgebaut haben, dass sein Eindruck selbstbewusst, erwachsen, hammerstark und frei von der Leber weg klingt. Die Jungs selbst haben sich aber gewiss nicht die Butter vom Brot nehmen, witzige Ideen entwickelt und umgesetzt und sich stilistisch nicht in eine Richtung pressen lassen.
Gewiss ist da Progmetal, aber eben nicht nur, die Krachvorlieben der jungen Herren sind hörbar recht umfangreich. Angenehmer - und überraschender - Weise haben die Boys viel Instrumentales auf der CD, einen Song, der sich in 8, zwei die sich weit über 9 Minuten austoben und dabei alles andere als blöd aussehen. Und das Ganze ist dynamisch wie Sau, mit Verlaub.
Die 9 Tracks bringen es auf 57:13 Minuten. Über was sie da singen - keine Ahnung. Über Computerspiele? Fußball? Kino? Girls? Egal, ist sowieso Englisch, hört keiner drauf. Als die 4 Knaben zwischen 12 und 13 Jahren alt waren, so steht es geschrieben, begannen sie ihre Zusammenarbeit. Wie immer das ausgesehen haben mag, es muss genügend Milch in der Nähe gestanden haben. Sie sehen noch heute - immer noch - frisch und gesund aus. Trotz aller intensiven Verausgabung und Hingabe. Es gibt bereits seit Längerem eine EP mit drei Tracks, die zum fünfzigjährigen Bandjubiläum der dicken Box angehängt wird, hier aber nicht hingehört. Dann gab es ein Video mit Metalgestandenen samt That Metal Show, sie sind auf YouTube und Facebook beliebt und ackerten sich auf der Bühne ab, gar auf dem Progressive Nation At Sea 2014. Man höre und staune.
Mike Portnoy saß an den Reglern, Bumblefoot von GunsNRoses und Neal Morse haben ihr Scherflein beigetragen und die Welt hat ein knackjunges neues Album von vier Boys, die voller Überraschung staunen, wie gut ihnen das alles tut. Lustig ist zu lesen, was die Plattenfirma so an Text zur Verfügung stellt. Etwa: das Max Portnoy mit 5 Jahren begann, Schlagzeug zu spielen, und ernsthaft daran arbeitet, seit er 8 Jahre alt ist. Etwa, was die Jungs so an Sport mögen und machen ("He surfs, swims, snorkels, standup paddleboards, and snowboards.") und was ihre Hobbys sind (Film, Spanisch, Abenteuer, Essen, Rumhängen mit Kumpels, Scary Movies, Wissenschaft, Baseball (tausend Sachen mehr) - und dass einer der Jungs, Thomas Cuce alle möglichen Instrumente spielt und ein musikalisches Wunderkind ist (also ein anderer als Mr. Portnoy Jr.). Aus dem Armenhaus kommen die Knaben nicht, so sind sie im jungen Alter schon mit vielen Möglichkeiten in Berührung gekommen, die andere nie haben werden. Aber, so ist es halt. Und - ihr "A Light In The Dark" ist absolut anhörbar. Erfahrene Prog Fans werden gewiss etliche Male schmunzeln und über manche popselige Idee schweißnasse Krampfanfälle bekommen, trotzdem lustig. Weil Jungsmusikke, quasi aus dem Kinderzimmer.
Der Eine lässt seinen Nachwuchs in seinen Filmen mitspielen, der andere präsentiert seinen Laufstegnachwuchs, der nächste offenbart der Welt seine Rockergene über den Nachwuchs. Ja, der Nachwuchs! Schon gut - - -

01. The Edge Of Sanity (09:39)
02. You Are Not Me (04:55)
03. Runaway (04:58)
04. A Lonely Walk (05:31)
05. Control (09:58)
06. Lost (06:12)
07. Social Anxiety (03:44)
08. Legacy (03:56)
09. Blood On My Hands (08:14)

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