Neo Prog Reigen Numero Uno 2009

Seven Day Hunt "file this dream" (Festival Music, VÖ: 19.12.2008)
Maze Of Time "Lullaby For Heores" (Art Performance, VÖ: 03.12.2008)
The Reasoning "Dark Angel" (Comet Music 2008)
Votum "Time Must Have A Stop" (ProgRock Records 2008)
Paintbox "Bright Gold And Red" (Wild Chance Music, VÖ: 05.12.2008)
Hello Madness "Light And Life After Dusk" (Note Garden Records, VÖ: 14.11.2008)
Retrospective "Stolen Thoughts" (Lynn Music 2008)
Slychosis "Slychedelia" (Eigenproduktion, VÖ: 19.12.2008)
Strawberry Fields "Rivers Dry Gone" (Metal Mind Productions, VÖ: 26.01.2009)
Claire Vezina "Cyber Neptune" (Unicorn Digital 2009)

Keine Schnittmenge, was NeoProg ist. Vielseitigkeit, wie die Sozialisation jedes einzelnen Musikers. Jeder nach eigener Intention und doch eine gewisse Nähe, ein Stil, der die Musiker als Inspiration berauscht und sie veranlasst, sich zur Band zu vereinen, den Proberaum zum Glühen zu bringen, Ideen auszubrüten, Songs zu basteln, Klänge auszuprobieren, eigenen Sound zu finden, seinen Platz in der Szene zu erklimmen, auszubauen und zu behaupten.
Progressive Rock war, trotz aller feindlichen Betrachtung, nie erfolgreicher und breiter gestreut als heute, wo nur Selbstbewusstsein und Selbstverwirklichung zählt, und die Lust am Ausbau der eigenen Kreativität grenzenlos und alles möglich ist.
Die Aussichtslosigkeit, weltweit so erfolgreich wie YES und Genesis werden zu können, und die Energie und Inspiration, sich nicht an Labelvorstellungen oder den ungeliebten Mainstream zu verkaufen, wirken Wunder und machen Bands bereit, sich selbst so zu verwirklichen, wie ihnen die Ideen gewachsen und die eigenen Kreativität möglich ist. Nie war die Bandbreite größer, nie der eigene Wille unbeeinflusster. Mache ich meine Platte, dann MEINE Platte. Ein Genuss, dem Ergebnis lauschen zu dürfen, sei es noch so wenig geglückt. Darauf kommt es nicht an. Dem Kritiker zu gefallen, hieße, sich zu verleugnen. Einem Publikum zu Gefallen sein, die eigene Kreativität zu verbiegen. Es gibt nur ein Leben. Und darin kommt nur meine Musik vor. So klingen diese Bands. Manche darunter, die bewusst oder unbewusst die Fäden zum Publikum aussenden, andere, die anderen Bands und deren Stil hinterher jagen, weitere, die es nicht schaffen, sich aus ihrem Schatten zu lösen und kunstvolle Klänge zu schaffen, die über ihren Sichtkreis hinaus wirken. Viele, die selbstbewusst auf ihr Werk blicken und darauf verzichten können, des Szenejahres erquicklicher Höhepunkt zu sein. Macht, was ihr wollt, aber tut es. Nichts ist besser, als zu tun, was möglich ist. Nichts ist schlechter, als sich darin zu verlieren, darüber zu brüten und es niemals zu schaffen, seine Kreativität zu verwirklichen. Insofern, wer eine Platte gemacht hat, als Band oder Solokünstler, seine Investition vollbracht hat, der darf auf etwas zurückblicken, was das Gros der Menschheit niemals schaffen wird. Und lass' es doch von der Szene und ihren Textern zerrissen werden…

Seven Day Hunt kommen aus dem Neoprog-Land Nummer 1: Holland. Einst firmierten sie erfolgreich unter dem Namen Edgon Heath. Han Uil (lead voc), Jaap Mulder (p, key), Aldo Adema (g) und Erik Koning (dr) sowie, als Gast gelistet, Marcel Copini (b) und Chanteuse Carola Magermans (back voc) haben gut getan, dem Neuanfang einen neuen - und markanten - Namen zu geben. Seven Day Hunt sind nicht Edgon Heath. Die Songs schwelgen in lyrischer Melancholie und symphonischem Bombast. Ausgedehnte Gitarrensoli schmücken weite Strecken der harmonisch vielschichtigen und schöngeistigen Instrumentalpassagen. Pendragon sind nicht weit, die Flower Kings haben sich in die Gene einiger der Bandkompositionen geschrieben. Die Jungs sind erfahrene Profis, wissen ihre Songs eindrucksvoll klingen zu lassen, haben eine Fülle guter Ideen in die Arrangements gebaut und trotz der gewissen stilistischen Enge viel Abwechslung geschaffen. Das Album läuft gut durch und ist sehr unterhaltsam. Trotz härterer Songparts rockt es nicht, nichts zum Mähneschütteln auf der CD. Seven Day Hunt spielen schöngeistigen Neoprog. Der Name "Neoprog" ist bezeichnend, "Rock" kommt darin nicht vor. Für Genrefreunde ist "file this dream" unbedingt zu empfehlen. Die 9 Songs und 69 Minuten sind kein Stück langweilig, haben vitalen Groove und in aller epischen Weite doch wohl ausgefüllte Kompaktheit. Nicht nur technisch perfekt, auch emotional optimal ausgewogen. Beschwingt, mitreißend, dynamisch. Und es hat tolle Gitarrensoli!

Was wären Maze Of Time ohne ihren Gitarristen Robert I Edman!?! Die Namen der Musiker weisen darauf hin, dass die Band aus Schweden kommt. Aber weit gefehlt! Die Musik spricht für sich - Maze Of Time sind Holländer. So klingt nur holländischer Neoprog. Der Ritter auf dem Cover und die romantische Szene um ihn herum sind die Bestätigung. Die Songs kommen nicht ohne süßlichen Kitsch aus. Der ist vor allem im Gesangsbereich prächtig gelungen, zudem in den die Songs eröffnenden und recht weit ausgeholten Intros. Das könnte man glatt als Untermalung für Hypnose benutzen! Sobald jedoch Robert I Edman an den Bühnenrand tritt, um die Meute da unten aufzuputschen, dann plötzlich wird die beschwingte Gemütlichkeit für den Moment durch wohl dosierten und nett scharfkantigen Rock abgelöst. Robert I Edman ist der Koch dieser Mahlzeit und er hat sich den bezaubernd romantischen Symphonic Rock ausgedacht. Wohl, um seiner solistischen Ambition an der Sechssaitigen eine schöngeistige Hülle zu geben. Die etwas dünn komponierten Songs haben Groove, strahlen liebliche Sanftheit und artigen Kunstsinn aus. Die Band hat die technischen Hausaufgaben gemacht und die Arbeit an den Instrumenten im Schlaf drauf. Trotz einiger gelegentlichen Heavyness würde etwas mehr druckvoller, lauter und vor allem ungezügelter Rock den Songs gut tun. Die Gitarrensoli allein reichen nicht aus. Ein wenig Chaos, etwas Wildheit, ein Maß wüste Härte, das ließe die ewighungrige Szene die Ohren spitzen. So nun ist die Band ein freundlicher Flecken für Musikliebhaber, die zum persönlichen Auftanken romantische Zartheit im Kleid elektrischer Rockmusik bevorzugen, ohne sich von schlimmen Dingen die Boxen verderben zu lassen. Sagte ich Holland? Nein, dieserlei gibt es weltweit und nicht alles in Schweden ist düster, brachial und rücksichtslos. Oh nein!

Im schönen Cardiff wohnen die sechs Musiker, die vereint unter dem Namen The Reasoning romantischen Symphonic Prog spielen, der eine Vorliebe für lieblichen Schönklang wie zu metallisch harten Klängen hat. Die Dame am Mikrophon singt nicht nur im ersten Song, der da passend "Dark Angel" heißt, ähm, hübsch, dass von Schlager fast die Rede sein kann. Alles dran, was sein muss: Symphonisches, Bombastisches, Hartes, Schwelgerisches, usw. Szenegerecht komponiert, gut gespielt, keine Frage, die Band hat es drauf. Das Resultat jedoch klingt zu sehr nach Schema F. Auf Nummer sicher. Was ist progressiv daran? Die elektrische Hülle ist gewiss ganz nett und die Musiker werden, sollten sie je diesen Text lesen, sich fragen, warum gerade sie das abkriegen, doch viel mehr als ein geschmackvoll wunderbares null acht fünfzehn ist nicht drin. Soviel Arbeit wurde investiert, viele Jahre Musikschule, CDs hören, erwachsen werden, teure Instrumente kaufen, komponieren, komponieren, komponieren, verwerfen und wieder neu komponieren, Band finden, Stil ausdiskutieren - und so weiter. Bis so eine CD in den Händen der Fans liegt, kann die Band schon erheblich Nerven gelassen haben. Und dann gerät sie einem Schreiberling in die Pfoten, der meint, das sei alles nur nix viel mehr als das, was das Gros so bringt. Nichts Herausragendes. Ja, wenn es aber so ist?!?

Was in den Neunzigern Holland war, ist nun Polen. Seit langem schon. Neoprog Land. Nirgends sind Songs leiser, sanfter, tiefgründiger, romantischer, zarter. Doch die polnische Szene ist dunkler als es die holländische je war. Technisch besser, kraftvoller, dynamischer, ja komponierter, einen großen Zacken wilder und herzhafter, als würde das Herzblut nur pulsieren, wenn die Verausgabung an die eigenen Songs von größter Innigkeit und Intensität ist. Votum haben dezent Metal im Blut, ihre symphonischen Epen sind saftiger als üblich, ihr Rhythmusgeflecht virtuoser, druckvoller und längst nicht typisch. Die Weite der symphonischen Epik ist ausgeprägter, alles wirkt echter und leidenschaftlicher. Und doch erfindet die Band, deren "Time must have a stop" perfektes Beispiel ist, das Genre nicht neu, sondern fügt sich ihm an. Der zackige Biss hat Farbe, die elektrischen Spielereien Witz, die schwere Laszivität der romantischen Weite symphonische Dichte. Alles ist möglich. Poppige Leichtigkeit, neoprogressive Epik, metallische Kanten. Gut komponiert, überraschend arrangiert, kraftvoll intoniert. Hier ist eine Band, die entdeckt und gefördert werden will. Und muss. Nix stereotyp. Ganz und gar lebendig und impulsiv!

In Paintbox treffen alternative Popspielereien im Kleid liedhafter Singer/Songwriter Attitüde auf neoprogressive Instrumentalepik. Die kurzen Songs sind hübsch komponiert, funktionieren in der abendlichen Kneipe wie im Wohnzimmersessel, malen den Abend hell und bunt und bringen die Familie zusammen. Hier ist nichts, was weh tut. Nichts, was großartig anspruchsvoll sein will. Und es doch ist. Nicht in allen Songs, aber immer wieder schwelgen symphonische Keyboards durch die Arrangements. Die Leichtigkeit des melancholischen Gesangs - und die Dame hat ungemein Stimme, eine wundersam klare und sanfte Stimme, die am wirkungsvollsten ist, wenn sie leise singt, und die Boxen gießen ihren Ton weich, innig und intim aus - wird umrankt von dezent komplexer Instrumentalarbeit, die sich aus dem neoprogressiven Topf bedient. Bei Paintbox ist Neoprog liedhaft und eingängig. Schmuseweich und kuschelig schön. Wie sieht das nur am dunklen Abend zu Hause aus? Der Rocker sitzt in seiner Stube und lauscht Isildurs Bane. Seine Herzensdame entspannt bei diesen Klängen auf ihrem Sofa, Kissen im Arm. (Die Geschlechter bitte austauschen, also die Rockerin sitzt…, ihr Herzbube entspannt…). Warum Isildurs Bane? Nun, Zweidrittel der Band, ihre Stimme und seine Instrumente, Linnea Olsson und Fredrik Johansson, haben dort ihre Arbeitsstelle. Für die Weichsten unter den rockprogressiv Interessierten. Die Allerweichsten.

Hello Madness. Ja, geht mir auch gerade so. Hinter dem Bandnamen steckt der mexikanische Pianist Alejandro Millán, Stream of Passion - Mitarbeiter, zuletzt mit Ayreons Arjen Lucassen auf Dauertournee. Begleitet wird der Sänger und Keyboarder, der die 11 Songs seiner Soloplatte sämtlichst selbst geschrieben hat, an Bass und Schlagzeug. Die kurzen Songs konzentrieren sich auf die Texte, die zum Mitsingen im Booklet abgedruckt sind. Nichts an "light and life after dusk" ist so gut wie das grandiose Schlagzeugspiel, vom Bass perfekt und hinreißend begleitet. Gut komponiert, was instrumental ausgebaut wurde. Die Untermalung der ausgedehnten Vokalparts hält sich nicht zurück. Alles scheint komprimiert, auf den Punkt gebracht, was einen sympathischen Eindruck macht. Hier wird nicht auf Länge getrimmt. Dafür gibt es viel Poplastigkeit. "Change" zum Beispiel könnte glatt von Depeche Mode stammen, als wäre der Song nur neoprogressiv verkleidet. - Aber diese Schlagzeugarbeit. Laut, druckvoll, differenziert, dynamisch, im Vordergrund und Power Power Power. Toll! Die symphonischen Keyboards schmachten zum Verzweifeln. Die Düsternis der melancholischen Motive hat Charme, verliert jedoch durch die Popbezogenheit. Zudem, die Stimme im Dauereinsatz macht die Aufmerksamkeit matt. Ist einfach zu schön und schlagerhaft, zu laut und verhallt - wie wäre es, wenn Schlagzeuger und Bassist den Sänger (…) aus der Band schmeißen und alles noch einmal einspielen? Deftiger, schräger, böser. Besser! Ist jedoch just eben dessen Soloprojekt…

Die Dunkelheit der Melancholie, ihre süße Epik und abgründige Stille. Retrospective's "Stolen Thoughts" hat einen sehr feinen, eisklaren Klang, die Höhen des Beckenanschlages sind ein Traum! Die polnische Band macht ihrem Heimatland alle Neoprog Ehre. Wenn, ja wenn ihr Sound nicht zu dicht an dem der ebenfalls polnischen Band Riverside geparkt wäre. Da bekommt der Albumtitel eine ganz komische Bedeutung! Wie Metal komponiert, ist der moderne epische Neoprog symphonisch soft gespielt, hat Druck und in aller Lyrik metallische Spitzen. Die Atmosphäre bleibt die 8 Songs über nachdenklich und dunkel. Der Bassist spielt immer wieder sehr interessante Passagen, sein Schlagzeugkollege ist ambitioniert, bleibt aber hinter den Möglichkeiten zurück. Etwas mehr lautes Selbstbewusstsein gegen den Strich hätte den Stücken notwendige Wucht und Ausdruck gegeben. So fügt sich eine alternative Schlichtheit ein, die verblüffend zum symphonischen Ton passt. Sänger, Keyboarder und Gitarrist, an der Front und die Macher der Band, geben der Melancholie Süße und Bitterkeit. Solistische Glanzleistungen sind nur marginal eingebracht. Klingt ganz, als hätte die Band Chancen verpasst. Zu dumm! Dennoch ist die Platte angenehm, hat ihre Kraft, ihren Ausdruck. In der dunklen Zurückgezogenheit, in der versteckten Lebendigkeit, die zwischen den Tönen wohlig schaurige Atmosphäre machen.

Klingt im ersten Moment flach und unausgereift. Der popbezogene Gesang im ersten Song "Columns" ist nur öde zu nennen, was instrumental ringsumher passiert, darf getrost im Weltall verrauschen. Aber dann, plötzlich, mittendrin, stolpern freche komplexe Ideen in den Song, brechen seine Eintönigkeit auf und machen die Aufmerksamkeit hell wach. Was dann geschieht, lässt den Song über sich selbst hinaus wachsen, geradezu prachtvolle Ideen entfalten ihre Überraschungsmomente, in denen einiger Witz steckt, und schnurstracks entwischt Slychosis der neoprogressiven Welt, bricht in das komplexe Fach ein. Immer wieder wird es neoprogressiv, episch sanft, lyrisch. Und immer wieder sind die nachfolgenden vielseitigen Songs wie der erste wandlungsfähig, präsentieren eine Menge an passablen Brüchen und Wendungen, gar mal ein paar Sekunden psychedelische Farbexplosion, dramatischen Bombast, fast schon zappaesk zu nennende Komplexfrakturen, romantisch düstere Chorsamples bringen Leben in die Bude. Virtuos und mitreißend, spannend und bannend. Was, so höre ich gefesselt zu, wird in der nächsten Sekunde passieren? Manchmal - eher nichts. Dann folgt Ödnis, der falsche Planet. Dann wieder purzeln viele kleine und große Extravaganzen. Der Beginn des dritten Tracks, "Cosmic Irony", könnte ein Radiohit werden, ein unterhaltsamer Popsong, bleibt aber in der Geschwindigkeit zurück und verschenkt seine Möglichkeiten in der, dumdidumdidum, Gesangsabteilung. Als die Instrumente an der Reihe sind, wird's wieder spannend. Wechselvoll und interessant wie ein Hörspiel, ein Krimi, ein Traum. Der Rhythmusknecht ist abwechslungsreich programmiert, einige Songs wurden durch einen "echten" Drummer zugetrommelt. Das Gros des Restes erledigte Gregg Johns, dessen Projekt Slychosis zu sein scheint, von ein paar Kumpels unterstützt, unter anderem dem bluesgeschulten Bassisten James Walker, der die Chose geliebt hat, wie in den Songs zu hören ist. "Slychedelia" ist gewiss kein ausgereiftes Meilenstein-Album, aber es hat Idee, Witz, Überraschung und viel Inhalt.

Sind das die Stufen, die von den heiligen Hallen progressiven Geistes auf die massenumtobte Popbühne führen? Wojtek Szadkowski spielte mit Collage den eindrucksvollsten und stärksten Neoprog, den die polnische Szene zu bieten vermochte. Und die ist weit oben. Satellite war sein nächstes Projekt. Poppiger, offener, lockerer. Strawberry Fields geht ein Schritt weiter noch. Atmospheric Rock steht im Presseblatt. Metal, Pop, Neoprog, Symphonisches und der ausdrucksstarke Gesang der Mikrophon-Lady Robin verdichten sich zum Kunstlied. Die Metalgitarren haben Patina, klingen weich eingepackt, um hier und dort doch scharf und sägend auszuteilen. Die Rhythmusabteilung macht bombastischen Groove, fett und schwer, tanzbar und eingängig. Das eine Gitarrensolo übt sich in Blues, das andere in Pink Floyd. Verspieltes Kinderkeyboard lässt lustige Töne purzeln, Wummerbass unterdonnert wie eine Monsterbox seltsam dezent den tiefen Hintergrund. Pop und immer wieder Pop groovt aus den Songs. Robin steht allein auf der Bühne, die Band am Rande im Dunkel konzentriert sich auf die Begleitung. Refrains machen die Bühne hell und das große Publikum begeistert. Schlager ist nicht fern, Mainstream ins Herz getroffen, die Metalgroovebegleitung wippt im Takt. "Rivers Dry Gone" sucht seine Fans im Lager von Portishead, Massive Attack oder The Gathering. Und vermutlich wird die Band sich durchsetzen. Die Songs sind glatt und geschmeidig, lassen sich durch dünne Radiokanäle pressen und machen die alltäglichen Büros zu erträglichen Arbeitsorten. Nix doll progressiv, wenig gar Neoprog nur, aber nicht ohne Sinn. Komisch interessante Entwicklung. Wird erfolgreich!

Schöner Beginn. Verträumte Pianoperlen, wuchtige Keyboardsymphonie, druckvoller, schwer, fetter Rhythmus. Räumlicher Klang, weit ausholendes Thema, selbstbewusst und kraftvoll. Wie ein Motor mit 500 PS. Diese Energiequelle wird nie versiegen. Die zweieinhalb Minuten sind zu schnell verflogen. Die Band ist noch nicht warm gespielt, da ist sie schon im zweiten Track. Claire Vezina, die Piano, Orgel, Fender Rhodes und, hinreißend!, Wurlitzer Piano spielt, hat eine eingängige Stimme. Nicht die Refrains allein sind liedhaft. In den Gesangslinien ist Leben und Farbe, leicht und einschmeichelnd ihre Intonation. Die technisch progressive Basis, ohne größere Komplexe, ohne erwähnenswerte Instrumentalpassagen, schwebend, symphonisch, wie ein weicher Teppich, eine lichte Tapete, ein letzter Nebelhauch vor dem heißen Sonnentag, ist eine fabelhafte Begleitung für diese liedhaften Songs. Das ist nicht wirklich Pop, eher Rock, und auch das wieder nicht. Ihre Kompositionen haben Tiefe, ihre Begleitung Phantasie, ihre Stimme Klang. Wer auf progressive Liedhaftigkeit setzt, auf den Klang echter Instrumente in anspruchsvollem Spiel, wird die Songs, die CD, Claire Vezina lieben. Letzteres sowieso.

sevendayhunt.com
mazeoftime.com
thereasoning.com
votumband.pl
myspace.com/paintboxpaintbox
alejandromillan.com
retrospective.pl
slychosis.com
myspace.com/strawberryfieldspoland
clairevezina.com
justforkicks.de
VM



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