Nektar "Pure - Live in Germany 2005" (SPV, VÖ: 30.09.2005)

Zuerst einmal zolle ich der Band Hochachtung vor der Leistung, die sie im Mai 2005 absolviert hat. Die Gründungsmitglieder Roye Albrighton (g, voc) und Ron Howden (dr, voc) sowie Randy Dembo (b, voc) und Tom Hughes (key, voc) hatten einen Marathon zu absolvieren. Nicht weniger.
Das Material auf den beiden DVDs ist über 200 Minuten lang, darunter sind etliche Longtracks, wahrhafte Longtracks, gleich einige davon zwischen 13 und 20 Minuten lang. Wie mag sich das Quartett gefühlt haben, als es auf die Bühne stieg, um fast 3 Stunden schweren Symphonic Rock zu spielen? Die DVD präsentiert die 4 Musiker locker und entspannt, etwas zurückhaltend, klar, die hüpfen nicht 15 Minuten am Stück herum, um so einer Orgie von Orgelsounds einen visuellen Ausdruck zu geben. Das tut eher der gelungen dargestellte, wenn auch nicht großartig flexible Bühnenbackground, der zu den einzelnen Songs riesige bewegte Bilder präsentiert.
Nektars Urschleim ist im Jahr 1968 zu finden, als Roye Albrighton Ron Howden anrempelte. 1971 veröffentlichten die Briten, die in Deutschland lebten und beim Bacillus Label unter Vertrag waren, ihr Debüt. Bis 1980 war die Band aktiv, danach war erst einmal Schluss, 2002 wurde Nektar reaktiviert, es folgte gar eine neue Studio CD, die Klassiker der Band sind längst auf CD präsent und werden just zu dieser Zeit vom britischen Eclectic Label remastert und um Bonustracks ergänzt fein aufbereitet wieder veröffentlicht.
Und nun hat die Band eine DVD präsentiert, genau genommen gleich 2 DVDs. Die 2. DVD enthält Bonusmaterial.
Das vollständige Konzert im Harmonie Club in Bonn war für den WDR aufgenommen worden. Die Band spielt nur Klassiker. Das beginnt mit 16 Minuten "Tab in the Ocean", geht weiter mit "Dream Nebula/Desolation Valley/Waves", sodann mit dem vollständigen "Remember The Future Part 1 & 2" - und schon sind 66 Minuten vergangen.
Die Songs im Anschluss, alles Highlights, keiner davon überflüssig, sind zwischen 6 und 18 Minuten lang und präsentieren die Band in bester Spiellaune. Ron Howden und Roye Albrighton sehen nicht mehr ganz knusprig aus, hatten ihre Instrumente sicher auch einige Jahre einstauben lassen. Jedoch sind sie topfit und arbeiten sich flüssig, souverän und in einigen abgedrehten Soloteilen wie junge Hirsche kraftvoll und mit großer Lust durch die Ultralongsongs, die hin und wieder ziemlich komplex und ausgeflippt sein können und stets schwer fette Keyboardsounds, ausgedehnte, heftig rockende Gitarrensoli und etliche beeindruckende Rhythmuswechsel zeigen, die heute wie damals hervorragend gemeistert wurden. Die Band arbeitet sich virtuos und lebendig vor und entwickelte neben der nervlichen Anspannung, die sich aus der Konzentration, wann was in den themenreichen Songs gespielt werden musste, immer mehr Spielfreude.
Die Show ist sehr gut fotografiert. Kamerafahrten und Zoom, Totale und Bildausschnitte wechseln in überzeugender Weise ab. Die Leidenschaft der Musik und die Arbeit der Musiker kommen gut an. Auf DVD2 kann man sich 4 Akustiksongs anhören. Als Special Feature sind ein interessantes Interview um die komplette Bandgeschichte, eine eindrucksvolle Slideshow, Biographie der einzelnen, heutigen Bandmitglieder sowie die Diskographie zu sehen.
Nektar widmen die DVD der Nektar Familie, den Fans der Vergangenheit und der Gegenwart und den Leuten in Bonn, die sich an die "Zukunft erinnern".
Demnächst wird der Backkatalog der Gruppe aufgearbeitet sein, die DVD passt sehr gut dazu und zeigt eine nimmermüde, nervenstarke und bis zum Letzten auf hohem Niveau durchhaltende Band. Tipp für Symphonic Freaks!

nektarevolution.net
VM



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