Nathan Mahl "Exodus" (Unicorn Digital 2008)

4 Jahre hat die kreative Pause gedauert, die Nathan Mahl eingelegt haben. Fast 5 Jahre lang gab es kein neues Album und das letzte war eine frustrierte Wiederholungsaufnahme (ragazzi-music.de/nathanmahl04.html) ihres 1998er Albums "The Clever Use of Shadows" namens "Shadows Unbound". Aus der heutigen Perspektive gefällt mir die Ersteinspielung, die auf Grund von Streitereien und rechtlichen Auseinandersetzungen des Bandchefs Guy LeBlanc mit ehemaligen Mitgliedern nicht weiter vertrieben werden durfte, besser, als die etwas rüde Neueinspielung, die längst nicht den Charme und die Energie der ersten Einspielung hat.
Vorher hatten Guy LeBlanc und Nathan Mahl die "Heretik" - Trilogie über Jahre entwickelt und eingespielt. Krönender Abschluss war der dritte Teil "The Sentence", der in einem Stück von gewaltigen 54 Minuten durchlief. Eine Kraftanstrengung, an der man durchaus scheitern kann.
Die Pause hat der Band gut getan. Neben Chef Guy LeBlanc (keys, rec, perc, voc) gehören heute Guy Dagenais (b, g, perc, voc), Alain Bergeron (dr, perc, back-voc) und Tristan Vaillancourt (g, mand, perc) zur Band. Neue neben alten Mitgliedern. Drei Gäste haben geholfen, die 10 Stücke einzuspielen. David Campbell (g), David Peterson (vi) und France Morin (voc) waren partiell beteiligt. Besonders angenehm fällt mir dabei das fabelhafte, leider etwas wenig ins Bild geratende Violinspiel Petersons ins Auge, beziehungsweise Ohr.
Neben zwei kurzen Songs hält sich das Gros der 10 Tracks zwischen 6 und 7 Minuten auf. Der Jazzanteil, den die Band bereits in der "Heretik"-Trilogie von Album zu Album etwas herunterfuhr, ist zwar noch deutlich vorhanden, hat aber an Ausdruck und Durchsetzungskraft verloren. Dafür nähert die Band sich Hardrock und Metal, was in einigen Songs erstaunlich offen zu Tage tritt.
Da klingt dann plötzlich eine Partie, als stamme sie von Europe, als die ihren kreativen Höhepunkt hatten (hatten die so was…?). Das kann nahtlos in ein Gentle Giant -typisches Keyboardarrangement übergehen oder jazzige Eskapaden auffahren. Die Songs sind enorm abwechslungsreich. Das Schlagzeugspiel hat hin und wieder eine etwas holprige Note, als wollte der eigenwillige Schlagzeuger anders, als es die Dynamik der Komposition fordert. Nichts jedoch ist schlecht, die Einspielung sehr gut. Vor allem Keyboarder LeBlanc steht im Fokus des melodischen Geschehens, aber auch die deftig und satt rockenden Gitarren wissen sich stets durchzusetzen.
Die Kompositionen sprechen mich außerordentlich an. Zwar gibt es einige Parts, die irgendwie bekannt erscheinen, wie die aber und mit welchen weiteren Ideen eingebunden sind, kommt wahrhaft gut.
Ganz persönlich für mich ist der (dritte? vierte?) Neustart Nathan Mahls überaus gelungen. Bleibt zu hoffen, dass die Band keine weitere lange Pause einlegt oder gar nach dieser Platte von der Bühne verschwindet. Aussichtslos aber wohl, sich die Band konzertierend nach Deutschland zu wünschen…
Reinhören!

unicorndigital.com
VM



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