Nathan Mahl "Heretik - Volume I" (Mahl Productions 2000)



  Die Franko-Kanadier Nathan Mahl wollten dieses Album eigentlich schon Mitte letzten Jahres veröffentlichen. Weil jedoch Chef und Tastenvirtuose Guy LeBlanc mit Camel tourte, stand das eigene Material zurück. Im booklet von "Heretik" kündigt die Band bereits den Nachfolger an. Führendes Element in allen Stücken sind die Tasteninstrumente, deren Guy etliche bedient. Doch auch die Gitarre (Marc Spénard) hat für Soli etlichen Spielraum, der komplex und melodisch eindrucksvoll geriet. Stilistisch sind Nathan Mahl im Progressive Rock zu Hause. Angelehnt an sinfonischem Ausdruck mit deutlichem Jazzeinfluss erklingen die langen Stücke wie Highlights der vergangenen Canterbury-Ära. Kompositionen und Arrangement, technische Verspieltheit und heftiger Rock, sensibel inszenierte Stimmungswechsel und halsbrecherische Komplexität haben allerfeinste Qualität. An dieser Band ist im Progressive Rock kein Vorbeikommen. Endlich wieder übt sich eine Band darin, Jazz und kraftvollen Gesang mit ungewöhnlicher Stimmführung einzubeziehen und einen Kontext zu schaffen, der den Klassikern wie Gentle Giant, National Health, Genesis und Brand X gerecht wird, ohne deren Stil zu kopieren. Ein weiterer Grund für erschöpfende Befriedigung ist die backingband um Claude Prince (bs) und Alain Bergeron (dr). Etliche kurze Szenen wissen diese Musiker selbst zu bestimmen, während sie die "großen" Passagen mit wunderbar komplizierten Rhythmen inspirieren.

VM



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