Tim Morse "Transformation" (Amethyst Empire Productions 2005)

Tim Morse ist Autor von "Yesstories" und "Classic Rock Stories", er schreibt für Musikzeitschriften wie Mix, Guitar World, Vintage Guitar, Keyboard und Bass Player. Und er ist praktischer Musiker, spielt Gitarre und Keyboards und singt. Seit 2002 arbeitete er an dem Projekt "Transformation". Produzent Mark Dean (g, dr, perc, b, back-voc) war von Anfang an dabei; Richie Zeller, dritter im Bunde, war der richtige und beste Sänger aus einer langen Reihe von Probevorsängern. Gäste spielen in einigen Parts Violine, Gitarre oder Flöte.
Tim Morse hat das Komponieren drauf. Hört euch nur die Eröffnungssequenz des ersten Tracks an. Nach einem rhythmischen Auftakt singt Richie Zeller sofort diese markante, eindrucksvolle Gesangslinie. Typisch Prog, würden Prog-Hasser sofort abwinken. Der Rickenbacker hat den Squire-Touch; eine Spur Melodic-Rock, eine Prise Neoprog und ganz viel Old School machen die 6 Minuten des rhythmischen Crackers "Present Moment" erfreulich kantig.
Die rhythmische Vertracktheit bleibt die 9 Songs der CD über erhalten. Zwar gibt es technischere Schlagzeuger, aber dieser macht seine Arbeit gut. Das komplexe Taktgehäuse der Songs wird ebenso stark vom Rickenbacker-Bass geprägt, wie vom Schlagzeug. Die fetten Bass-Riffs haben die verschlungene Melodiesprache der Kompositionen ebenso drauf, wie die Melodieinstrumente. Der Bass macht nicht nur den Rhythmus knackig, er zelebriert seinen Part mit melodischem, die Hauptinstrumente Gitarre und Keyboard fabelhaft ergänzendem Spiel.
Während Sänger Richie schön laut und rau singt, als wollte er sich bei einer Heavy-Kapelle bewerben - was den Songs im übrigen sehr gut steht und ihnen eine Spur notwendige Härte gibt - sind Gitarre und Keyboard in den einfacheren Gesangspassagen mit Melodic-Rock verwandt. Doch dann sind da noch die vielen, fast stetig anzutreffenden komplexen Parts, in denen Bass, Gitarre und das Keyboardarsenal hervorragendes notenintensives Spiel absolvieren. Die "akademischen" Instrumentalpassagen sind es denn auch, die den 9 Stücken die Hauptenergie liefern und das Gesamtwerk so ausdrucksstark werden lassen. Verzwickte Harmoniewechsel tun zudem ihr Werk, so manches zarte Motiv überwältigend zu machen, während seltene heftig harte Auftritte für passable Energieschübe sorgen. Nicht zu vergessen die aufwendigen Harmoniegesänge - Tim Morse und seine Kompagnons haben sich da was einfallen lassen! Der Höhepunkt des Albums liegt für mich ganz eindeutig in der Melancholie der akustischen Ballade "Adrift", die zart und melodisch vor dem 16-minütigen Progressive-Schlachtschiff "Apocalyptic Visions" liegt. "Transformation" dürfte ein Erfolg werden, viel Herzblut und einige Kopflastigkeit stecken in dem illustren Album.
Steve Morse, Alan Morse, Neal Morse und jetzt Tim Morse - gibt es so etwas wie einen Morse-Code der progressiven Rockmusik?

timmorse.com
justforkicks.de
VM



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