Neal Morse "Sola Scriptura" (InsideOut Music, VÖ: 23.02.2007)

Neal Morse ist komplett entdeckt. Seine musische DNA liegt nackt und bloß vor, die Muster sind erkannt, was zu erfahren bleibt, sind Varianten. Spätestens "Sola Scriptura" ist dafür die Bestätigung. 4 Tracks gibt es auf der neuen CD zu hören, drei mordslange Stücke darunter. So ist es etwas anstrengend, sich seiner Musik zu widmen. Bleibt nach 20 Minuten im ersten Song noch Konzentration, sich den folgenden 9 Minuten zu widmen? Die langen Rillen sind nicht wie in der klassischen Progressive Zeit komplex aufgebaute, logische und verblüffend und überraschend schlüssige Werke. Hier reihen sich diverse Themen aneinander, zum langen Werk zusammengefasst. Das verheimlicht Neal Morse auch nicht, Track 1, "The Door" übertitelt, hat 6 Untertitel, die diverse Motive haben und durch fast unmerkliche Übergänge zu der erheblich langen Zeit von 29:14 Minuten führen.
Die ersten 5 Minuten des Stückes sind instrumental, schön komplex, gut anzuhören und auf hohem Niveau. Wer allerdings Neal Morse kennt, merkt schnell, dass die kniffligen Muster eigentlich nicht neu sind. Auf "Sola Scriptum" gibt es mehrere Selbstzitate von altem Spock's Beard Material und seinen solistischen Alben. In den langen Vokalpassagen, auch hier wird wieder ohne Ende gesungen, dass die Struktur sich zum erheblich poppigen Melodic Rock verbiegt, wird es sofort deutlich, dass Mr. Morse sich bei sich selbst bedient. In Sachen melodischer Bombast und kniffliger Komplexe ist "Sola Scriptum" eine variable Wiederkehr des Morse-Codes.
Sicherlich gibt es ein paar nette Überraschungen, so ein kurzes Solo auf elektrischer Violine nach den ersten 18 Minuten des ersten Stückes, oder die spanische Gitarre im zweiten Longtrack "The Conflict". Die eingefleischten Fans wird es freuen, wer jedoch nicht immer wieder die gleichen Muster hören will, ist mit Sicherheit tüchtig genervt. Keine Frage, Neal Morse hat viel Zeit in die neuen Kompositionen gesteckt und erheblich komplexe Rockmusik auf hohem Niveau geschaffen. Aber ehrlich, wer kann die instrumentalen Passagen anderer Morse-Alben von diesen unterscheiden? Nur die Leute, die auch anhand des Strichcodes erkennen, um welches Produkt es sich in ihren Händen handelt. Wer auf musikalisch aufregende Abenteuer in neue Weiten aus ist, kann mit "Sola Scriptura" (trotz grandiosem Cover und kritischer, kluger Texte) nichts anfangen.

nealmorse.com
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der Feind mitten unter uns



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