Neal Morse "Testimony" (Inside Out 2003)

Und da ist er wieder, der ehemalige Spocks Beard - Kopf. Gleich mit einem zweistündigen Konzeptwerk, das seinen Werdegang als Musiker/Mensch und seine Entwicklung zum christlichen Glauben aufzeichnet. Nicht nur lyrisch, auch kompositorisch eine unglaubliche Herausforderung. Nun, Neal Morse ist ein begnadeter Hand- und Kopfwerker, der Emotionen und Stimmungen durch Komposition und Arrangement genau zu transportieren weiß. Doch er hat es sich nicht leicht gemacht. Das 5-teilige Werk, das sich wiederum in 29 Einzel-Parts aufteilt, ist höchst aufwändig aufgebaut. (So hätten vielleicht ELO geklungen, wenn sie es wirklich ernst gemeint hätten.) Spannungspunkte markieren geschickt melodische Wechsel, rhythmische Erregtheiten forcieren Dynamik, zurückgenommene Passagen, deren es viele und lange gibt, werden von Streichern und opulentem Keyboardinstrumentarium unterstützt. Vokalpassagen sind liedhaft komponiert und instrumentale Auswüchse, deren es etliche sehr gelungene gibt, bauen auf erregten und erregenden Bombast. "Testimony" ist, allein von den Kompositionen her, viel mehr Spocks Beard als das neue Werk der verbliebenen Band. Kein Wunder, war Neal Morse doch das A und O seiner ehemaligen Combo. Ihm zur Seite steht Kerry Livgren, ein Bruder im Geiste, Dream Theater´s vitaler Mike Portnoy und natürlich andere. "Testimony" ist ein durchdachtes Werk mit vielen emotionalen und instrumentalen Höhepunkten, das viel sanfter eingespielt worden ist, als Spock´s Beard-Songs. Aber nicht weniger dramatischer, nicht weniger tief, eher sanfter, lyrischer, erwachsener. Die Musik ist über jeden Zweifel erhaben, wenn auch hin und wieder einige Knackpunkte, die verschiedene Themen verbinden, etwas lang wurden. Die Produktion ist außerordentlich gut, Klang und Präsentation sind hervorragend. Die CD kann allen Fans des melodisch-harmonischen Progressive Rock wärmstens empfohlen werden.

insideout.de
VM



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