Miriodor "Mekano" (Cuneiform 2001) TIPP!!!

"Mekano" ist das 5. Album der Frankokanadier Miriodor. Mit jedem Album hatten sie sich bisher verändert. Diese Überraschung ist geblieben. Die vier Multiinstrumentalisten Bernard Falaise (g, bs, seit 1993 dabei), Pascal Globensky (div. keys, einzig verbliebenes Gründungsmitglied), Rémi Leclerc (dr, perc, seit 1985 in der Band) und der Neuzugang Nicolas Masino (bs, keys, p) samt den Gästen Marie-Chantal Leclair (saxes), Marie-Soliel Bélanger (vi) und Némo Venba (tr) verstehen es, eine Fülle von Tönen, Melodien, Stimmungen, von Harmonie und Disharmonie, Stille und Lärm auf engstem Raum zu verbinden. Eben noch quietschten avantgardistische, amelodische Disharmonien über einem lädierten Rhythmus rasend dahin, da entfaltet sich plötzlich eine feine, versponnene Stille, von einem flüsternden Syntheziser und sanfter Percussion begleitet. Immer stiller wird die Melodie, haucht seine Seele aus und eine elektrische Violine und rhythmisch akzentuierte Keyboards brechen ein neues Paket auf. Auf den ersten Alben noch war Miriodor sehr viel düsterer, folkloristischer. Ihr abstrakter Rock In Opposition (R.I.O.) war eine dynamische Variante der Belgier Univers Zero. Doch mit "Mekano" ist alles anders. Nicht gerade fröhlich klingen die Songs, aber doch mutiger, forscher, und in gehobenerer Stimmung. Vor allem jedoch scheinen die 4 Komponisten in den letzten Jahren lange und intensiv die Musik von Gentle Giant gehört zu haben. Die unübertrefflich komplexen Briten hatten bisher keinen adäquaten Nachfolger gefunden (und jede Richtung innerhalb des Progressive Rock wurde ansonsten schon mindestens 100 Mal "nachempfunden"), das ist mit "Mekano" Vergangenheit. Die wunderschönen Melodien der 15 neuen Miriodor-Songs haben ihre Meister gefunden. Diese Vielschichtigkeit in den Arrangements, die überaus gekonnte und lebhafte Komplexität, der Wechsel des führenden Instrumentes innerhalb eines Stückes, alles zusammen in einer Leichtigkeit, die ungemein verblüfft - "Mekano" ist ein Klassiker. Und trotz aller anspruchvollen und aufwendigen Musikalität gibt es keine kopflastige, zähe Schwere, die so manches moderne Album auf dünnen Beinen umknicken läßt. Ganz im Gegenteil, von kraftvollen Jazzintonierungen verfestigt und einer selbstbewußten, abstrakten und brachialen Rhythmusmaschinerie auf Trab gebracht, vermitteln die lautstarken, wilden "Mekano"-Partikel Erdbeben-Sicherheit. Also Musiker, wenn ihr auf die Progressive Rock Schule geht, dürft ihr im Fach Miriodor nicht fehlen. Es könnte sein, dass ihr ein Hauptfach verpasst.

www.cuneiformrecords.com

VM



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