Millennial Reign "Carry The Fire" (Ulterium Records 2015)


Eine Band, bei welcher der Stammsänger auf den Nachnamen Guest hört, ist für einen leidenschaftlichen Wortspieler wie mich geradezu eine Aufforderung zum Tanz. Aber da ich in dieser Hinsicht ein Unexpected Guest für viele Bands bin, werde ich die Dämonen der Ironie, des Zynismus und des Sarkasmus im Keller lassen und schön brav diese Rezension verfassen. Übrigens lautet der Vornamen von Mr. Guest James; dieser klingt des öfteren so betörend wie Geoff Tate (Kopfnote) oder Bruce Dickinson (Herznote) in ihren besten Tagen, aber das Gesamtklanggefüge von Millennial Reign erinnert mich am ehesten an Barren Cross, die White Metal-Version von Iron Maiden, die völlig zu Unrecht heute kaum noch jemand kennt; für mich ist diese sträflich unterbewertete Band genau wie Millennial Reign oder Aska - der Millennial Reign-Bandgründer Dave Harvey spielt bei Aska Bass - eine absolute Empfehlung für Festivals wie das Keep It True. Dave Harvey und Jason Donnelly liefern sich Gitarrenduelle am laufenden Meter, wobei sie gekonnt jedes Klischee-Riff umschiffen und trotzdem ein stilsicheres Weltklasse-Riffing an den Tag legen, Wayne Stokely donnert und blitzt auf einem äußerst tragfähigen Wuchtbrummen-Fundament aus vier Saiten (Daniel Almagro) mit teilweise unverschämt guten Groove-Ideen am Schlag, was das Zeug hält. Der transparente Sound transportiert hervorragend die hymnischen Melodien, welche die Band locker aus dem Ärmel schüttelt und die in den Achtziger Jahren absolute Hit-Garanten bzw. Hit-Granaten gewesen wären. Sämtliche Erfolgszutaten von damals werden in derart geschickter Weise variiert, dass zu keinem Zeitpunkt auch nur ein Anflug von Langeweile aufkommt; ich habe mir das Album immer wieder angehört: Es zählt für mich zu den leider relativ wenigen Alben, die mit jedem Hördurchgang gewinnen. Wer schon immer mal wissen wollte, wie das Erfolgsrezept für erstklassigen Power Metal lautet, schaut am besten unter dem BegRiff "Millennial Reign" nach oder besser noch, er kauft sich "Carry The Fire" und studiert die dort zu hörende Kompositionstechnik im Detail. Es lohnt sich! Aber keine Bange; die Normalos unter den Musik-Freaks können gnadenlos zur Musik bangen, bis ihr Kopf explodiert und sie völlig kopflos umher wanken. Das Ganze wohlgemerkt ohne den Genuss von Alkoholika, die in einem solch desaströs-caputösen Zustand keinerlei Einfüllstutzen in den Körper mehr vorfinden. Feuerwasser ohne Feuer - die niemals verlöschende Flamme des musikalischen Enthusiasmus ist definitiv unverwässert auf diesem Album konserviert, ohne Konservierungsstoffe, aber dafür mit Phlogis-Ton!!!

millennial-reign.bandvista.com
Frank Bender



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