Midas "Beyond The Clear Air" (Made in Japan Records 1988, Poseidon/Musea Records, VÖ: 07/2009)
"25th Anniversary Concert & Early Rare Tracks" (Poseidon/Musea Records, VÖ: 07/2009)

Midas gehören zu den Progressive Rock Bands, die in den 1980ern in Japan die Fahnen hoch gehalten haben. Ihr Symphonic Klassiker "Beyond The Clear Air", der sich stilistisch stark an europäische, speziell britische Vorbilder der klassischen Szene aus den 1970ern anlehnt, wird nun erneut aufgelegt. Die 4 Songs des originalen Albums samt im Klang abfallendem, live angezeichnetem Bonustrack füllen eine lange offene Lücke.
Die bombastischen Epen haben immer noch den etwas light klingenden Sound der Achtziger, dem Bass fehlt es an Volumen, die hohen Töne überwiegen bei weitem, das tonale Mittelfeld ist etwas dünn.
Das besondere Markenzeichen der Japaner ist ihr stilistischer Mix, sowie der Einsatz der elektrischen Violine. "Beyond The Clear Air" reicht von ambienten Klängen über schräge Sentenzen bis zu metallischer Härte. Der lyrische Symphonic Sound überwiegt, Keyboards und Violine spielen die harmonische Partitur mit Muße und Hingabe. Aus heutiger Perspektive, in der die Komplexe in manchen Bands wie verrückt sprießen, jedoch ein wenig behäbig. Der Gesang wird europäischen Ohren zuerst vielleicht etwas streng vorkommen, der Eindruck ist jedoch marginal, die Songs sind überwiegend instrumental aufgebaut.
Die beiden längsten Songs, "The Slough of Despond" (15:33) und der über 18 Minuten laufende Titeltrack, machen den besten Eindruck. Das Schlagzeugspiel ist erlesen, schön komplex und virtuos. Geige und Keyboards verlassen hin und wieder die harmonischen Pfade, schräge Disharmonien ins Spiel zu bringen, allerdings eher wenig, zu wenig, um damit großflächig punkten zu können. Der Bonustrack war bereits 1985 eingespielt worden, klingt noch mehr nach der klassischen britischen Phase, der Sound ist OK.
Das Album, gewiss kein absoluter Klassiker wie etwa "Dirge" von Mr. Sirius, war bereits 1991 und 1994 samt dem Bonustrack auf CD von Made in Japan Records aufgelegt worden, nachdem 1988 die originale LP veröffentlicht worden war.

Nach dem Album löste die Band sich auf, kam aber Mitte der Neunziger wieder zusammen. "II" (1996), "Third Operation" (1999) und "International Popular Album" (2000) folgten. Seitdem ist die Band nur noch live unterwegs, hat kein weiteres Album eingespielt.
"25th Anniversary Concert & Early Rare Tracks" ist noch so ein Album mit offiziösem Titel wie die 2000er CD. In Seite A und B unterteilt, sind zwei unterschiedliche Parts enthalten. Auf Seite 1 ist ein Konzertmitschnitt vom 19. Oktober 2008 zu hören. 5 Songs, darunter "The Slough of Despond" von "Beyond The Clear Air" zeigen sich technisch komplexer und vitaler gespielt als auf den Studioalben. Vor allem wieder einmal das Schlagzeugspiel ist vom Feinsten. Auch die Violine geht gemäßigt wie rasant lecker durch ihre Partitur. Einige schräge Parts, hier und dort zu hören, markieren die Höhepunkte der instrumentalen Eskapaden.
Auf Seite B sind 4 Stücke aus den Jahren 1983 bis 1987 zu hören, deren Klang erst einmal dumpfer wirkt, aber auf die Dauer nicht wirklich schlecht ist. Den Auftakt macht "Toccata" von J.S. Bach in einer zu sterilen Version, was Keyboarder Misa Sakano versucht, hat nicht genug Flüssigkeit, hört sich an, als bräche er sich dabei die Finger. Indes, es gibt schlimmere Versionen, wenn die Gitarre auch zum Abgewöhnen ist. Wieder einmal: der Schlagzeuger ist die Krönung - und das in den Schlagzeugdepperten 80ern! Die weiteren Tracks, immer von einem leichten Rauschen unterlegt, können als Bonus zum 2008er Konzert gelten. Es passiert nicht wirklich viel, wenn hier und da auch einige nette instrumentale Ideen zu hören sind, vom Schlagzeuger auf Trab gehalten.

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VM



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